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Jan de Cock: Das Popanz-Prinzip

Manchmal, in den idyllischen Momenten eines Back to the Roots, kann man schon ins Grübeln kommen über die Prätentionen der Menscheit. Da muss etwas von Matrix geraunt und aus der Schule ein Mythengebirge gemacht werden, da muss man ins Satanische tauchen, und die Tatsache, dass einer zehn Kilo abnimmt, wird zur Welterklärungsformel. Zu guter Letzt verkauft sich ein Buch dann am besten, wenn beschrieben wird, wie man mit der Nachrichtensprecherin vögelt. Dauernd stehen einem die Popanze im Wege, und im Moment steht auch einer in der Galerie Kerstin Engholm. Der junge Belgier Jan de Cock, Jahrgang 1976, offenbar ganz aus dem Stoff für einen Shooting Star, hat dort tonnenweise Spanplatten aufgestellt, hat sie zu Rahmen verleimt und die Rahmen wiederum zu einer Art Wand- und Bodensystem zusammengesetzt, damit das Ganze eine Kulisse bilde für vor Ort zu bewerkstelligende Fotografien, die wiederum auf Leuchtkasten aufgezogen werden, um dann in der nächsten Ausstellung als verkäufliches Material zu dienen. So wandert die letzte Präsentation in die aktuelle weiter, ein Kettenbrief an visuellen Botschaften aus einem Raum, der gnadenlos selbstgestrickt ist. Dieses Konzept ist reine Eigenbewegung, ego-durchwirkt, idiosynkratisch, narzisstisch. Aber es hat etwas. Und de Kocks Eins-zu-Eins-Modelle lassen keine Wünsche offen: Modernismus-Rezeption und hybride Kombination von Architektur, Skulptur und Fotografie, malerische Reminiszenzen an die alte Perspektive, Utopie-Diskussion und die kühle Rationalität des Konstruierten. Wenn man schon in Prätentionen schwelgt, dann soll es sich wenigstens rentieren. Für den Künstler sowieso, und bisweilen sogar fürs Publikum.
Mehr Texte von Rainer Metzger

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Jan de Cock
07.11 - 23.12.2003

kerstin engholm galerie
1040 Wien, Schleifmühlgasse 3
Tel: +43 1 585 73 37, Fax: +43 1 585 73 38
Email: office@kerstinengholm.com
http://www.kerstinengholm.com
Öffnungszeiten: geschlossen


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