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Adieu Parajanov - Zeitgenössische Kunst aus Armenien: Produktivität in Trümmern

In Sachen zeitgenössischer Kunstproduktion abseits der westlichen Kunst-Trampelpfade gelten die springerin-Herausgeber Hedwig Saxenhuber und Georg Schöllhammer schon seit Jahren als Experten. Nun präsentiert das Kuratorenduo eine Schau über aktuelle Tendenzen in Armenien, das sich wie alle vormaligen Sowjetrepubliken mit Nationalismus, Wirtschaftskrise und einer fragwürdigen politischen Führung konfrontiert sieht. Dass die im Ausstellungstitel behauptete symbolische Ablöse des 1990 verstorbenen, in der kaukasischen Grenzregion bis heute herausragenden Filmemachers Sergej Parajanov durch eine junge Künstlergeneration - trotz des üblicherweise wenig aufregenden Länderschau-Formats - überzeugend ausfällt, ist zu einem guten Teil auf die historische Einbettung der gezeigten Arbeiten zurückzuführen. Eine Time-Line mit leger auf Tapeziertischen zusammengestellten Dokumenten und Manifesten bietet einen Einblick in die im Westen weitgehend unbekannte armenische Kunstszene seit den 70er Jahren. Darüber hinaus entwickelten Schöllhammer/Saxenhuber in dem schwierig zu bespielenden project space ein stringentes Raumkonzept für die oft von präziser Lakonie und Desillusionierung geprägten Arbeiten zur (gesellschafts)politischen Realität Armeniens: Karen Andreassyan stellt in der Fotoserie "The angle" das ehemalige KGB-Gebäude in den Mittelpunkt. Auf Fotomontagen präsentiert sich Astghik Melkonyan knapp bekleidet vor modernistischen Bauruinen aus dem Umbruchjahr 1989 im Zentrum Yerevans. Auch Diana Hakobyan gibt sich im Video "Ich glaube nicht an deine Träume" angesichts der neuen kapitalistischen Ordnung skeptisch - und konterkariert die Fitnessübungen einer jungen Frau mit der Zertrümmerung von Begriffen wie "Friendliness" und "Productivity". Düster und beunruhigend schließlich die Videoinstallation "Schizo-Reality" von Azat, anlässlich der heurigen Wahlen entstanden: unscharfen Bildern von TV-Politikeransprachen stellt der Künstler gewalttätige Demonstrationsszenen gegenüber, lässt aber den Betrachter über das Ausmaß aktueller politischer Konflikte in Armenien bewusst im Unklaren.
Mehr Texte von Susanne Jäger

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Adieu Parajanov - Zeitgenössische Kunst aus Armenien
07.11 - 11.12.2003

Kunsthalle Wien Karlsplatz
1040 Wien, Karlsplatz/Treitlstraße 2
Tel: +43 1 52189-0
Email: office@kunsthallewien.at
http://www.kunsthallewien.at
Öffnungszeiten: Di-So 11-19, Do 11-21 h


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