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Einbildung - Das Wahrnehmen in der Kunst: Quadratur des Verqueren

Bekanntlich gleicht das Kunsthaus Graz einem Kuhherz. Und nun war das konvex-konkave Etwas dieser missratenen Architektur zum ersten Mal mit derlei Konventionellem wie einer Ausstellung zu füllen. Um es vorwegzunehmen: Der Chef des Hauses, Peter Pakesch, hat alles richtig gemacht und der amorphen Masse an Umhüllendem eine Präsentation eingepflanzt, die wunderbar auf deren Seltsamkeiten eingeht. "Einbildung. Das Wahrnehmen in der Kunst" ist die Veranstaltung betitelt. Da purzeln die Begriffe gleich gehörig durcheinander, doch bei allem Vorbehalt, wie das eine, die glorreiche, in den Ästhetiken der Jahrtausende allenthalben beleuchtete "Einbildung" mit dem anderen, dem puren Hinschauen, gleichgesetzt werden kann, ergibt sich in der Ausstellung die perfekte Vermessung der Spektakelkultur mit den Mitteln von allerlei OpArt. Wenn in Pakeschs Präsentation Gemälde von Bridget Riley Wellen und Ringe vor die Augen stellen, wenn eine ganze Reihe der italienischen Kinetiker der sechziger Jahre, allen voran Gianni Colombo, psychedelischen Kitzel verbreiten und Markus Raetz auf einem seiner Vexierbilder, streng von der Seite her zu betrachten, die Magie von Micky Maus erstehen lässt, dann statten die Bilder das Haus mit jenem Zauber aus, den die Architektur in der schieren Prätention dessen, was es alles zu sein vorgibt, verfehlt hat. Wenn das Kunsthaus Graz schon auf Disneyland macht, dann zeigt Pakesch, wie man derlei Kindgerechtigkeiten mit den Methoden des Kanonischen verdoppelt. Es ist eine pure Optik, die die Exponate verbreiten, um den lichttechnischen Kinkerlitzchen des Gebäudes mit malerischen und immer auch imaginären Methoden zu begegnen. Die Ausstellung ist ihrerseits ein Erlebnis-Parcours. Doch wo die Architektur sich buchstäblich aufplustert, führt die Ausstellung ein Moment des Reflektierten und notwendigerweise auch des Zynischen ins Feld. "Schau, ich bin blind, schau", prangt es von drei Tafeln Remy Zauggs. So rekrutiert man Aufmerksamkeit, ohne sich dumm zu stellen. Mit dieser Quadratur des Verqueren ist Pakesch ein guter, ein ganz bemerkenswerter Anfang geglückt.
Mehr Texte von Rainer Metzger

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Einbildung - Das Wahrnehmen in der Kunst
26.10.2003 - 18.01.2004

Kunsthaus Graz
8020 Graz, Lendkai 1
Tel: +43/316/8017-9200, Fax: +43/316/8017-9800
Email: info@kunsthausgraz.at
http://www.kunsthausgraz.at
Öffnungszeiten: Di-So 10-18, Do 10-20 Uhr


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