Jakob Lena Knebl - Ruth Anne: Szenarien einer affektiven Körpersprache
Jakob Lena Knebl setzt in ihrer Ausstellung „Ruth Anne“ auf eine Fetischisierung von Körperteilen und -objekten in einem an die 1970er Jahre erinnernden Ambiente, das unmittelbar nach Betreten der Galerie Kargl zu einem voluptuösen Spiel in einem Bett aus jener Dekade mit eingebauter Radioleiste animiert, das im Vorjahr auch im Wittgenstein Haus und bei der Lyon Biennale zu sehen war.
Ruth Anne steht gleichzeitig als Synonym und Surrogat für die Künstlerin, die es versteht, in immer neue Rollen zu schlüpfen, und deren Alter Ego „Tina“ als grüne Puppe mit abgetrennten Gliedmaßen BesucherInnen begrüßt, die letztere als Versatzstücke im Bett wiederfinden. Der Parcours durch die Ausstellung gestaltet sich als Körperschau der besonderen Art, bei der auch PartnerIn Ashley Hans Scheirl ins Blickfeld rückt und sich beide etwa in hautengen Ganzkörperanzügen mit Kerzen ins Bild schlängeln. Als „Firestarter“ entwerfen sie ein queeres Setting, das Knebl gekonnt in den übrigen Räumen der Galerie fortführt. Dabei werden auch ihre Ursprünge in der Mode und die Assoziation mit dem Label „House of the Very Islands...“ spürbar. Davon zeugt etwa das türkisblaue, wie eine Skaterbahn ausgelegte Teppichband vor den gemeinsam inszenierten Fotografien, das eine Rahmenfunktion einnimmt und mit einer von Knebls Textil-/Latexarbeiten bestückt ist, von denen einige quer durch die Ausstellung zu sehen sind.
Der Hauptraum gleicht einem zur Wunderkammer transformierten Badezimmer, in dem sich eine für die 70er Jahre typische, grüne Badewanne und zwei Waschbecken befinden. Neben der Wanne die goldene Puppe John, der im Raum von drei hautfarbenen, als Familie zu dechiffrierenden Puppenfiguren Gesellschaft geleistet wird. Die multiplen Geschlechtsorgane aller Beteiligten werden ihnen wie Chanel-Handtaschen umgehängt, gleichzeitig erinnert die Zerstückelung und Deformation an so manche von Hans Bellmers oder Cindy Shermans spätere Fotoarbeiten. Knebl selbst tritt als Puppenversatzstück vor einem kristallinen Phallusobjekt fotografisch ins Bild.
In einer Kombination aus roten und türkisen Raumbahnen und für die Dekade typischen Fototapeten evoziert die Künstlerin ein ironisierendes Szenario, das BesucherInnen in einen affekt- und effektreichen Sog der Begierde eintauchen lässt, der physiognomische Definitionen von fluiden Körpermodellen vorwegnimmt.
17.01 - 29.05.2020
Lombardi - Kargl
1040 Wien, Schleifmühlgasse 5
Tel: +43 1 585 41 99, Fax: +43 1 /585 41 99-9
Email: office@georgkargl.com
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Sa 11-16h sowie nach Vereinbarung