Helena Eribenne: Woman to Woman II: Political Correctness Madness
Eine junge Frau betritt ihre Wohnung, es ist offenbar später Nachmittag bis früher Abend, sie nimmt sich einen Drink, hängt ein mitgebrachtes Bild an die Wand. Im Verlauf der Handlung die im Jahr 1974 spielt, erfahren wir in einem Telefongespräch, das wir mithören können, dass die Frau Künstlerin, genauer Malerin, ist. Jedoch ohne Erfolg. Ihren Lebensunterhalt verdient sie sich als Sängerin in einer Bar und: Sie ist Schwarz*.
Schnitt/Zeitsprung in die Gegenwart: Die junge Frau findet einen Umschlag in dem sich ein ausgedruckter E-Mail Newsletter befindet. Es handelt sich um Aufforderungen zur Einreichung zu diversen Ausstellungsprojekten und Wettbewerben sowie Stipendien die speziell an Schwarze Künstler*innen gerichtet sind. In allen Projekten wird betont, dass die ausschreibenden Institutionen sich eine Auseinandersetzung der Künstler*innen mit ihrer gesellschaftlichen Situation und mit ihrem Schwarz-Sein erwarten.
In ihrer Performace, die den Song „Woman to Woman“ von Shirley Brown aus dem Jahr 1974 zum Ausgangspunkt nimmt, hinterfragt Helena Eribenne eine Form des institutionellen Rassismus, der in den wenigsten Fällen als solcher wahrgenommen wird. Im imaginierten Telefonat der Malerin mit der (weißen) Kuratorin einer der Ausschreibungen, fragt die Künstlerin warum es denn nach so vielen Jahren noch immer erwartet werde, dass Schwarze Künstler*innen sich mit Hautfarbe und Rassismus auseinandersetzen sollten. „Political Correctness Madness“ nennt Eribenne selbst diese Einengung auf das Rassismusthema.
Für ihre sozialkritische Performance hat Helena Eribenne den H13-Preis für Performance des Kunstraum Niederoesterreich bekommen und am Abend der Preisverleihung dort aufgeführt. Das Setting, ein liebevoll eingerichtetes und dekoriertes Zimmer im afro-karibischen Stil der 1970er Jahre ist mit einer Dokumentation der Performance noch bis 14. September im Kunstraum Niederoesterreich zu sehen.
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*Anmerkung: Im Glossar für diskriminierungssensible Sprache von Amnesty International wird die Bezeichnung „Schwarz“ als Selbstbezeichnung und Beschreibung für eine vom Rassismus betroffene Position beschrieben.
05 - 14.09.2019
Kunstraum Niederoesterreich
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