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Im großen, weiten Comic-Universum

Die Welt der bunten Bilder übt nicht nur auf Kinder einen erstaunlichen Reiz aus. Auch Erwachsene widmen sich ihr mitunter voller Interesse und Vergnügen. Wer erst mal ins Reich der Comics eingedrungen ist, der tut sich schwer, sich wieder davon zu lösen. Insbesondere wenn man den Schritt vom Durchblättern hin zum Sammeln vollzogen hat. Zur Geschichte Die Entstehung der Comics ist untrennbar verbunden mit Zeitungsbeilagen im 19. Jahrhundert. Bildgeschichten erschienen im französischen "Le Charivari" (1832), dem englischen "Punch" (1841) und in Deutschland u.a. in den "Fliegenden Blättern"(1844). Quelle der Inspiration für die Zeichner und Karikaturisten waren oftmals tagespolitische, pointiert kommentierte Ereignisse. In Deutschland ist im Hinblick auf "Bildgeschichten" sicher Wilhelm Busch zu nennen. In England und Frankreich kamen solcherart George Cruikshank und Granville zu Ehren. Als Pionier der Comics darf sich der Verleger Joseph Pulitzer betrachten betrachten, der seit 1896 "The Yellow Kid", gezeichnet von Richard Felton Outcult, druckte. Die Bezeichnung "Comic" wurde allerdings erste einige Jahre später für die Bildgeschichten mit überwiegend komischem Inhalt eingeführt. Am 15. Oktober erblickte in der Sonntagsbeilage des "New York Herald" eine der bis heute legendären Comic-Figuren das Licht der Welt: "Little Nemo in Slumberland", Windsor Mc Cays bis heute unerreicht gebliebenes Meisterwerk. Die Geschichte des schlafenden und träumenden Helden faszinierte jahrelang (1905 - 1912 im New York Herald, 1924 - 27 in der Herald Tribune große und kleine Leser. Ungefähr zur gleichen Zeit erwachte George Herrimans "Krazy Kat" zu gezeichnetem Comic-Leben. Zunächst nur als Nebenfigur in sechsteiligen Story-Pannels gedacht spielte sich Krazy immer mehr in den Vordergrund. Herriman, Schöpfer des seltsamen Katzentiers das im schönen Coconino County in eine vergnüglich abstruse Amour Fou zu Ingnatz, der Maus verstrickt ist, hat damit der Comicwelt eines der reizvollsten "Komics" beschert. 1930 hatte eine weitere Maus ihren großen Auftritt. Mit Mickey Mouse und Donald Duck (1938) begann der Siegeszug Walt Disneys. Der Germanistin Dr. Erika Fuchs ist es übrigens zu verdanken, dass die Geschichten Donald Ducks und seiner drei Neffen in exzellenten oft lautmalerischen Übnersetzungen ungeteilten Beifall fanden. Die dreissiger Jahre sind allerdings ebenso die große Zeit der Superhelden: In den von Harry Donenfeld gegründeten Magazinen "Detective Comics (DC) und Action Comics wurden Bat Man und Super Man (kreiert von Joe Shuster und Jerry Siegel) erstmals den Lesern präsentiert. Ab 1941 erschien Will Eisners "The Spirit". Eisner benutzte dramatische Licht- und Schatteneffekte um zu Darstellungen zu gelangen, die dem "Film Noir" alle Ehre gemacht hätten. Die Spannung, die dadurch erzeugt werden konnte hat "The Spirit" zu einer der heute noch gültigen Comic-Legenden werden lassen. In Europa zog man, wohl auch kriegsbedingt, vergleichsweise langsam nach: Der wichtigste Pionier auf dem Comicsektor war hier wohl der belgische Zeichner Hergé (Georges Rémi). Mit seiner Serie "Tintin" (dt. "Tim und Struppi") setzte er im Sinne eines zeichnerisch realistischen Stils neue Maßstäbe. Andere wichtige Vertreter der französichen "Bandes dessinées" sind Goscinny und Uderzo mit Asterix, Peyo mit den Schlümpfen und Moebius (Jean Giraud) mit seinen Sci-Fi bestimmten Bildgeschichten. Die Psychedelic Ära bereicherten ab 1968 u.a. Guy Pellaert mit "Pravda La Survireuse", einem POP-Art Comic besonderer Güte. Robert Crumb und Gilbert Shelton kultivierten hingegen den deftigen anarchisch geprägten Stil der "Underground Comics". Anders Art Spigelman, Herausgeber des Magazins "RAW": er bewies eindrucksvoll und berührend, dass die eigene Familiengeschichte bildhaft aufgearbeitet werden kann. "Maus" erzählt von nichts geringerem als dem Überlebenskampf von Spiegelmans Eltern in deutschen KZs. Die Neunziger Jahre stehen nun im Zeichen der japanischen Mangas, die teils detailreich und oppulent gestaltet auch in Europa ihre Anhänger gefunden haben. Aber gerade wenn von Europa die Rede ist, muß auf ein wahrhaft großartiges Werk hingewiesen werden. 1999 erschien "From Hell" hauptsächlich in Schwarz-Weiß gehalten. Ein spätviktorianisches Schauerstück von Allan Moore und Eddie Campbell, in dessen Mittelpunkt die ungeklären Jack The Ripper - Morde stehen. Wie wird gesammelt? Wer Comics sammelt ist in erster Linie auf Comic-Börsen sehr gut aufgehoben. Der Kauf von gesuchten Stücken via Internet ist nur dann ratsam, wenn es sich um einen wirklich vertrauenswürdigen Kontakt oder nicht besonders hohe Summen handelt. Ein Risiko allerdings bleibt: Vor dem Erweb von Nachdrucken oder unkompletten Heften ist man hier nicht gefeit. Wichtig ist es immer den Zustand im Auge zu behalten. Fehlende oder eingerissene Seiten mindern den Wert ebenso, wie fleckiges Papier oder Klebstellen. Limitierte und teils auch signierte Ausgaben sind bei Sammlern hochwillkommen. Sie sind jedoch dementsprechend kostspielig. Bei Sammelbänden wird oftmals Hard-Cover-Versionen der Vorzug vor den Soft- Covern gegeben. Auch hier ist alles eine Frage des Preises, den man auszugeben gewillt ist. Ein spezieller Fall sind Raub-Drucke, die nie offiziell über den Ladentisch gingen wie etwa "Asterix und das Atomkraftwerk". Manch Sammler ist auch bereit dafür beträchtliche Summen zu zahlen. Markttipp Die großen Auktionshäuser bieten mittlerweile regelmäßig Comics-Auktionen. Auch bei spezialisierten Comics-Shops kann man fündig werden, wobei hier vorwwiegend Reprints angeboten werden. Wer das Risiko nicht scheut, kann sich auch bei ebay nach Schnäppchen umschauen.

Mehr Texte von Thomas Kahler

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