A/Rhythm Heartbeat Detector: Verhandlung der Vergangenheit in der Gegenwart
In der aktuellen Ausstellung der VBKÖ vereinen sich Positionen zur anti-faschistischen Frauenbewegung Ex-Jugoslawiens mit Österreichs dunkler Geschichte aus jener Zeit, die Bezüge zur Gegenwart herstellen und aktuelle Körperdiskurse verhandeln.
Unter dem Titel „A/Rhythm Heartbeat Detector” wurden Ivana Marjanović und Nataša Mackuljak eingeladen, sich mit der Geschichte ihrer Vorfahren bzw. der Notwendigkeit weiblicher Repräsentationsmechanismen auseinanderzusetzten und diese performativ ins Blickfeld zu rücken. Marjanović widmet sich gemeinsam mit ihrer Schwester Marija dem Leben ihrer Urgroßmutter Olga, die mit ihren Freundinnen in Belgrad während des Zweiten Weltkriegs der im Untergrund agierenden antifaschistischen Frauenbewegung angehörte. Ein in einem Archivumfeld angelegter Comic Block verweist auf jene Geschichte, bei der sich die Frauen treffen und gemeinsame Handlungsstrategien entwerfen.
Mackuljak dagegen versucht in ihrer Arbeit performativ auf jene Taktiken radikaler Partisaninnen einzugehen und diese in die Gegenwart zu verfolgen. In der Küchennische der VBKÖ zeigt sie einen Ausschnitt aus dem privaten Archiv der feministischen Filmemacherin Jasmina Tešanović, die 1978 in Belgrad die (kunst-) historisch bedeutende Konferenz „Comrade Woman: The Woman’s Question. A New Approach?“ dokumentierte. Im Hauptraum verfolgt Mackuljak auf textuellen Bannern und in Verweis auf die Geschichte ihrer Vorfahren jene der Partisaninnen, die ihre Hoffnung bis zu einem oftmals bitteren Ende nicht aufgaben. In Referenz dazu zeigt sie eine Videoperformance aufgenommen in den Räumen der Ausstellung.
Vinko Nino Jaeger hingegen verhandelt Österreichs Geschichte und auch jene der einstigen Präsidentin der VBKÖ Stephan*ie Hollenstein, die als Soldatin tätig war, mit einer Frau zusammenlebte, jedoch für das NS-Regime eintrat. In einer Sesselskulptur, die im Design jenem aus Hitlers Berghof folgt und das Abbild der einstigen VBKÖ Vorsitzenden eingebrannt hat, wird in einer Audioinstallation die Frage „Wie entscheidest Du dich heute?“ gestellt. Damit versucht Jaeger die Geister der Vergangenheit heraufzubeschwören und historische Fragestellungen künstlerisch zu verhandeln.
Em Schwarzwald ergänzt jene queere Dimension in einer Rauminstallation, bei der als Eröffnungsperformance eine Nägelmaniküre durchgeführt wurde und als Referenz auf die biblische Fußwaschung jener performative Akt in die Höhe gehoben wird. Sie thematisiert mit Versatzstücken aus dem persönlichen Umfeld, dass viele der kämpfenden Frauen aus einem ländlichen Raum stammten, wodurch die Ausstellung letztendlich die Frage aufwirft, wieviel wir aus der Geschichte gelernt haben bzw. im Angesicht der aktuellen politischen Lage noch lernen müssen.
07 - 27.06.2019
VBKÖ Wien
1010 Wien, Maysedergasse 2 (Ecke Kärntnerstr.)
Tel: +43 / 1 / 513 64 73, Fax: +43 / 1 / 513 64 73
Email: vbkoe@vbkoe.org
http://www.vbkoe.org