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Zwischenbericht zur 3. Auktionswoche

Bietgefecht um jungen Unbekannten, Madonna erfüllt Frauenquote Das Auffälligste im Vorfeld der dritten Auktionswoche war vermutlich die Dicke des Katalogrückens in der Sektion Alte Meister. Und genau in diesem Katalog war jenes Bild versteckt, dass dem Dorotheum einerseits die Umsatzstatistik verschönerte und andererseits eine Listung in den weltweit geführten Auktionsdatenbanken garantierte: für brutto 912.000 Euro erwarb ein junger Brite Lot Nummer 85. Das Bild zeigt einen jungen Mann im Profil mit pelzverbrämtem Rock, laut Expertise gemalt von Jan Lievens (1607-1674), einem Zeitgenossen Rembrandts. Ein Rembrandt? Als das 83,5 mal 49 cm große Holzbild um die Mittagszeit des 1. Oktobers bei einer Schätzung von 20.000 bis 30.000 Euro zum Aufruf gelangte, konnte wohl niemand im Saal die Tragweite erahnen. Dreizehn Telefonbieter und derer einige im Saal katapultierten den Preis beim Zuschlag auf 760.000 Euro. Ein Blick in die Statistik bisheriger Zuschläge für Arbeiten des Künstlers weist ein einziges Mal ein ähnliches Ergebnis auf: 1990 für das Bildnis eines Jungen in persischem Kostüm, für das ein Käufer bei Bonhams etwas mehr als 788.000 Euro berappte. Im vergangenen Jahr gelangten weltweit insgesamt nur vier Arbeiten des Niederländers zur Versteigerung und dieserart vom Markt dokumentierte Rarität mag vielleicht ein Grund für den aktuellen Rekordpreis sein - der dennoch eine Frage nahelegt: Was wussten die zahlreichen Bieter, was sonst keiner ahnte? Die "Expertise" des Stuttgarter Altmeister-Spezialisten Werner Sumowski, er publizierte das Standardwerk "Gemälde der Rembrandtschüler" und beschäftigt sich seit den 50er Jahren mit Arbeiten Rembrandts, bestätigt Lievens als Urheber des Profilbildnisses. Lievens arbeitete von 1625 bis 1631 eng mit Rembrandt zusammen und beide galten für zeitgenössische Auftraggeber als gleichwertig begabt. Vielleicht war es ja doch ein Rembrandt-Bildnis? Frauenquote Abseits dieses Höhepunktes bot die Auktionswoche auch andere, die an dieser Stelle natürlich auch ein kleinwenig ins Rampenlicht gerückt werden wollen: In der gleichen Sitzung wechselten zwei Porträts von Lucas Cranach d. Ä. aus dem Besitz der Herzöge von Anhalt (150/200.000) für 220.000 Euro den Besitzer. Ebenfalls über den Erwartungen konnte Jusepe de Riberas "Heiliger Petrus" (30/50.000) bei 100.000 Euro zugeschlagen werden. Insgesamt summierten sich die Meistbote in dieser Sektion auf etwas mehr als 3,726 Millionen Euro. In den Tagen davor waren Skulpturen, Altmeisterzeichnungen sowie Glas und Porzellan unters Publikum gestreut worden: in letzterer Kategorie (Gesamtergebnis 435.000 bei einer Verkaufsquote von 48 Prozent) verbuchte man die höchsten Zuschläge für eine Büste der Zarin Katharina II aus dem ersten Drittel des 19. Jahrhunderts bei 15.000 Euro (13/22.000) sowie 11.000 Euro entsprechend den unteren Erwartungen (10/16.000) für einen Ranftbecher, den eine transparent mit Schwarzlot gemalte Waldlandschaft und Golddekor von Anton Kothgasser ziert. Entsprechen der gegenwärtigen Dürer-Mania gaben die Experten für Altmeisterzeichnungen den auf 15.000 bis 18.000 geschätzte Dürer-Kupferstich "St. Eustachius" für 16.000 Euro weiter (gesamt 292.000 bei einer Verkaufsquote von 39 Prozent). Den höchsten Zuschlag in der Sparte Skulpturen (342.000 bei einer Verkaufsquote von 40 Prozent) fiel bei 90.000 Euro für eine 107 cm hohe gotische Madonna mit Kind eines Nürnberger Meisters des ausgehenden 15. Jahrhunderts.
Mehr Texte von Olga Kronsteiner

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