Dance of Urgency: Unterdrückung und Befreiung
Der multidisziplinär bespielte frei_raum des Q21 widmet sich in seiner aktuellen Ausstellung „Dance of Urgency“ dem Tanz als politisches Vehikel, um Minoritätsdebatten aufzulösen und eine Sichtbarkeit dringlicher Manifestationen, die um das Selbst kreisen, zu affirmieren.
Die grundlegende Frage dieser vom Künstler Bogomir Doringer kuratierten Ausstellung bezieht sich auf Phänomene, in denen Clubkultur als alternative und subversive Strategie eingesetzt wird, um politische Ziele zu verfolgen. Sozialisiert in Belgrad erlebte Doringer Ende der 1990er Jahre ein Zusammengehörigkeitsgefühl in einem Clubumfeld, als die Nato Serbien bombardierte, um den Krieg im Kosovo zu beenden. Das gemeinsame Agieren gegen politische Machenschaften stellt er in den Mittelpunkt einer künstlerischen Diskussion, um Körperlichkeit als Mittel einzusetzen, die sich gegen dominante politische Narrative richtet, und dies ungeachtet von hetero- oder homonormativen Vorstellungen.
In einem abgedunkelten Setting mit vorwiegend Videoinstallationen tauchen BesucherInnen in den Sommermonaten in eine nächtliche Stimmung ein, die es ermöglicht, dem Clubgefühl, wie es jede/r spätestens seit den Teenagerjahren erfahren hat, nachzuspüren. Als zentrale Arbeit, die zeigt, wie es möglich wird, als kumulativer Tanzkörper zu handeln, gilt jener Beitrag zum Club Bassiani in Tiflis, der 2018 eine Rave-o-lution auslöste, als nach einer lokalen Razzia gleichzeitig in Berlin auf Initiative des Netzwerks Reclaim Club Culture tausende Menschen gemeinsam gegen Faschismus protestieren und sich mit den KollegInnen in Georgien solidarisch zeigten.
Die Frage nach Verboten und Verordnungen steht im Mittelpunkt einer künstlerischen Verortung, die ein Freiheitsgefühl postuliert, das es dem Subjekt als selbstdefinertem Individuum ermöglicht, gegen die Einschränkungen des Alltags vorzugehen, was in diesem Fall in einem nächtlichen Techno-Umfeld geschieht, um den kapitalistisch oder sozialistisch retrograden Tendenzen täglicher Albtraumszenarien zu entfliehen. Proklamiert wird hier eine Vielfalt an Ausdrucksformationen, die zwar eskapistische Tendenzen haben mag, aber es dennoch versteht, sich gegen eine Alltagsrealität aufzulehnen, die auf die „unerträgliche Leichtigkeit des Seins“ referenziert.
Die Fülle an internationalen KünstlerInnen von Anne de Vries, Dan Halter, Shohei Fujimoto oder Nikolaus Geyrhalter demonstriert die Notwendigkeit, wie Raves bzw. Clubkultur an oftmals verlassenen Orten ein Neuaufleben einer Gesellschaft ermöglichen, die politischen oder wirtschaftlichen Entwicklungen gegenzusteuern versucht. Der frei_raum gilt hier als idealer Ort der Auseinandersetzung für derartige Beobachtungen, da er sich den Auflagen, denen sich größere Institutionen oft stellen müssen, ebenso entzieht.
25.04 - 01.09.2019
MQ Freiraum
1070 Wien, Museumsplatz 1
https://www.mqw.at/mqfreiraum
Öffnungszeiten: Di-So 10-18 h