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Die nordische Sphinx

Taucht das Wort Sphinx irgendwo auf, assoziiert man damit unwillkürlich Rätselhaftigkeit in Verbindung mit undurchdringlicher äußerlicher Kühle. Was man dabei nicht bedenkt, ist, dass in dieser Assoziation die ganze Geschichte der Rezeption dieses Mythos der Antike mit all den symbolistischen Projektionen enthalten ist, deren die Literaten und die Maler der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts fähig waren. Geheimnis und undurchdringliche Kühle sind auch die Hauptgründe für die anhaltende Popularität, die das Werk des genialen deutschen Romantikers Caspar David Friedrich besitzt. Bilder wie ?Der Mönch am Meer? und ?Die Abtei im Eichenwald?, der ?Tetschener Altar? und ?Der Wanderer über dem Nebelmeer? faszinieren und geben Rätsel auf, die auch von der gerade mit CDF ganz besonders befassten Forschung noch immer nicht zur allseitigen Zufriedenheit geklärt worden sind. Im Gegenteil. Immer neue Versuche führten zu einer Vielfalt von einander teils widersprechenden Meinungen. In seinem neuen Buch ?Caspar David Friedrich. Ästhetik und Religion? geht Werner Busch von dieser Lage aus und versucht über die Rückbesinnung auf klassische Methoden der Kunstgeschichte - die genaue Analyse des optischen Befundes und die Absicherung der gewonnenen Erkenntnisse in einem historischen Kontext - Klarheit über verschiedene Punkte zu erlangen. Busch wendet sich wider die Praxis der Indienstnahme dieses Werkes für beliebige Inhalte, indem er an konkreten Bildern genaue Beobachtungen anstellt und akribisch recherchiert. Das Ergebnis skizziert Friedrich als einen Künstler, der seine Bildkompositionen nach geometrischen Prinzipien geplant hat, um den Betrachterblick auf sinnstiftende Details zu lenken. Bereits die Zeitgenossen empfanden das Werk C. F. Friedrichs als potenziell sinnoffen. Auch die Vielzahl der kunsthistorischen Deutungsversuche ist nichts anderes als die Fortsetzung der Projektion romantischer Sehnsüchte. Werner Busch liefert mit seiner Abkehr von dieser Haltung im Prinzip nur eine weitere Deutung. Diese ist aber so seriös und schlüssig, dass man sich ihr gerne überlässt. Werner Busch: Caspar David Friedrich - Ästhetik und Religion, Verlag CH. Beck 2003, 224 Seiten. Leinen., EUR 34.90, ISBN 3-406-50308-x
Mehr Texte von Andrea Winklbauer

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