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Erich Lessing 1923 - 2018

Erich Lessing war einer der bedeutendsten Chronisten der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. 1923 in eine jüdische Familie geboren, schaffte er 1939 die Emigration nach Palästina, während seine in Wien verbliebene Familie von den Nazis ermordet wurde.

Magnum-Fotograf Lessing, der nach seiner Emigration 1947 aus Israel wieder in seine Heimatstadt Wien zurückkehrte, prägte mit seinen Fotografien nicht nur das Erscheinungsbild von Zeitschriften wie LIFE, Paris Match, sondern war als Set-Fotograf auch für Kinofilme wie Moby Dick oder Alexis Sorbas im Einsatz.

Als hervorragender Beobachter mit einem feinen Timing für den richtigen Moment ist es Lessing immer wieder gelungen, das Humane in den Konterfeis seiner Mitmenschen abzulichten. Ob Nikita Chruschtschow verschmitzt mit der Zunge schnalzt oder Dwight D. Eisenhower das sonnige Bad in der Menge genießt, stets wirken die abgelichteten Volksvertreter volksnah. In das kollektive Gedächtnis Österreichs schrieben sich vor allem seine Fotos von der Unterzeichnung des Staatsvertrags und dessen Präsentation auf dem Balkon des Belvedere ein.

Lessing blieb bis ins hohe Alter aktiv, eröffnete im Jahr 2012 noch die Galerie Lessing Images in der Wiener Weihburggasse in der er Teile seines riesigen Archivs zugänglich machte. Sein Gesamtwerk im Umfang von mehr als 60.000 Fotos übergab er im Jahr 2013 der österreichischen Nationalbibliothek.

Sowohl als Dokumentar- als auch als Portraitfotograf hatte Lessing die Fähigkeit, im richtigen Moment unsichtbar zu sein und seinen Protagonisten den ihnen notwendigen Raum zur eigenen Entfaltung zu geben. Sein meisterlicher Umgang mit Licht und Schatten, Menschen und Momenten macht ihn unvergessen.

In der Nacht vom 28. auf den 29. August ist Erich Lessing im Alter von 95 Jahren in Wien verstorben.

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Abbildung aus: Peter Coeln im Gespräch mit Erich Lessing auf  -->Youtube
WestLicht & WestLicht Photographica Auction, 2016

Mehr Texte von Werner Rodlauer

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