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Sol Lewitt: Die Mensch Maschine

Im Jahr 1967 brachte Sol Lewitt seine "Paragraphen zur Conceptual Art" heraus, nachdem es die "Idee" sei, die zur "Maschine" wird, "die die Kunst macht". Nicht der Künstler, der eine Factory betreibt, stellt apparatehaft die Dinge her, sondern es sind seine Idee und ihr durchschlagender Elan, aus der alles entsteht. Und was da entstand, waren Sätze, Verfügungen, Handlungsanweisungen, die etwa lauteten: "Lines, not long, not straight and not touching". Nach dieser Methode ließen sich dann Zeichnungen herstellen, Drucke, Wandmalereien. In der Galerie nächst St. Stephan werden momentan just solche Sätze und ihre Umsetzungen in Grafik aus den siebziger bis neunziger Jahren gezeigt. Im Jahr 1968 veröffentlichte Nelson Goodman seine "Sprachen der Kunst". Zweierlei Sorten von Künsten gebe es, so Goodman, die "allografischen" und die "autografischen", und während man jene mit dem Paradefall der Musik an verschiedenen Orten zu verschiedenen Zeiten vorgeführt bekommen könne, befürften diese eines Originals. Die bildenden Künste seien exemplarisch für dieses Verlangen nach dem authentischen Augenblick. Goodmans Thesen schienen wie geschaffen dafür, dass Lewitt sie ad absurdum führte. Wenn nämlich eine Grafik aus dem Satz bestand, wie sie ins Werk zu setzen sei, dann kann sie jeder Lehrling in des Meisters Namen realisieren. "Wall Drawing" steht wandfüllend in der Galerie nächst St. Stephan zu lesen. Die Essenz der Lettern ist ihre Notation. Im Jahr 1978 schrieb Rosalind Krauss ihr "Lewitt in Progress", und seither ist der Blick auf dieses Oeuvre doch ein ganz anderer. Krauss weigerte sich, das Permutative, Serielle, Systematische an Lewitt zu bewundern. Dafür fiel ihr auf, wie beckmesserhaft das Ganze ist, wie "zwanghaft", wie gebeutelt vom "Ritual des Neurotikers". Tatsächlich setzt einem Lewitt immer und in jeder Arbeit aufs Neue sämtliche Möglichkeiten vor und tatsächlich hat man als Betrachter keine Chance, der Menge oder Unmenge an Vorgeführtem zu entgehen. Das können dann, wie im Fall von "Incomplete Open Cubes", nicht weniger als 122 Einzelpositionen sein. In der Galerie nächst St. Stephan ist man aber gnädig. Die Variationen beschränken sich im Höchstmaß auf deren 16. So ergibt sich die Gelegenheit, Lewitt als Rationalisten zu sehen, als Konzepualisten der ersten Stunde.
Mehr Texte von Rainer Metzger

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Sol Lewitt
19.09 - 08.11.2003

Galerie nächst St. Stephan Rosemarie Schwarzwälder
1010 Wien, Grünangerg. 1/2
Tel: +43 1 5121266, Fax: +43 1 5134307
Email: galerie@schwarzwaelder.at
http://www.schwarzwaelder.at
Öffnungszeiten: Di-Fr: 12-18h
Sa: 11-16h


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