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Schauplatz Museum

Schlag nach im Museum zum Quadrat, könnte polemisch ein Vorschlag zur Erstellung eines Gesamtkonzepts für den dringend notwendigen Masterplan zur Umstrukturierung der Bundesmuseen lauten. Das Programm der mittlerweile 14 Bände umfassenden Serie Museum zum Quadrat liefert systematisch Beiträge zur theoretischen und angewandten Museologie. Auf riskantes Terrain begibt man sich in der jüngsten Ausgabe Museum und Film durch Überschneidungen zur Filmtheorie und den Sozialwissenschaften. Bereits in der Einleitung wird auf berühmte Museumsszenen in Filmklassikern wie The Mummy (Karl Freund), Vertigo (Alfred Hitchcock) oder Topkapi (Jules Dassin) angespielt. Zu den entscheidenden Fragestellungen in Günter Kastners Beitrag zum Tatort Museum zählt die Motivsuche durch die sich das Museum im Medium Film gegenüber seiner Realität als isoliertes Refugium in einen action- und emotionsgeladenen Schauplatz verwandelt. Das Museum quasi als Wiederkehr der Geschichte und der Film als dessen ästhetische Repräsentation wird im Kino dem Kinopublikum szenisch real als voyeuristisches Spektakel geboten. Wie Frank Stern ausführt, ist es allerdings bis dato nur einem Regisseur gelungen, Film als Museum, als umfassende Zur-Schau-Stellung und zugleich als Collage des filmisch repräsentierenden Kanons des Spielfilms auf die Leinwand zu bringen. In Jean-Luc Godards Meisterwerk Histoire(s) du Cinéma (F/CH 1989) wird der Spielfilm zu einem lebendigen Bild der Geschichte. Im Zeitalter der Reproduzierbarkeit gelingt es Jean-Luc Godard, den Verlust der Aura gerade dadurch erkennbar zu machen, das er die eigene Filmpraxis gegen jene der falschen Auratisierung wendet. Laut Siegfried Mattl resultiert das Spannungsfeld der analysierten Repräsentationssysteme nicht aus der Phänomenologie des Films, sondern aus der jeweiligen Verbindung von Museum und Film mit kulturellen Strategien und Wissensystemen. Der Film profiliert sich als Metasprache des Museums und reguliert im weitesten Sinn auch dessen Produktionsmechanismen und Marktverhältnisse, so die These Mattls, die es weiterzuverfolgen gilt. Hans Christian Eberl, Julia Teresa Friehs, Günter Kastner, Corinna Oesch, Herbert Posch, Karin Seifert (Hg.) Museum und Film, Wien: Turia + Kant 2003 (=Museum zum Quadrat 14), ISBN 3-85132-319-X
Mehr Texte von Ursula Maria Probst

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