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Bouchra Khalili: Migration und Solidarität

In ihrer ersten Einzelausstellung in Österreich verortet Bouchra Khalili die Themen Migration, Solidarität und den Kampf um soziale Gleichstellung in drei filmischen Arbeiten, die von einer poetischen Sprache gekennzeichnet sind und sich mit unterschiedlichen Narrationen dieser Problematik annähern.

Eine ihrer bekanntesten Arbeiten, „Foreign Office“, veranschaulicht zu Beginn der Ausstellung, wie sich unterschiedliche revolutionäre Organisationen aus dem Ausland nach Beendigung des algerischen Unabhängigkeitskriegs ab 1962 in Algiers niederließen. In einem Video erzählen ein junger Mann und eine junge Frau anhand von Fotografien über Persönlichkeiten wie Malcolm X oder Eldrige Cleaver von der Black Panther Bewegung, die 1970 ihren Hauptsitz nach Algiers verlegte. Im Siebdruck „The Archipelago“ visualisiert die Künstlerin einen alternativen Plan von Algiers, bei dem die Sitze weiterer Befreiungsorganisationen markiert sind, etwa von Palästina, Portugal, Südvietnam, Eritrea, Quebec, Somalia, dem ANC etc. Fragen nach internationaler Solidarität stehen hier im Mittelpunkt einer Multimedia Installation, die von einem Fototriptychon, das dem algerischen Schriftsteller Kateb Yacine gewidmet ist, ergänzt wird.

Die Videoinstallation „The Speeches Series“ besteht aus drei Videoarbeiten zu unterschiedlichen Themen. Die erste verfolgt den Grundansatz aller in der Ausstellung vertretenen Arbeiten, Politik und Poesie miteinander zu verknüpfen und bekräftigt jenes Zitat frei nach Aimé Césaire, dass die zwei Hauptprobleme Europas einerseits das Proletariat und andererseits den Kolonialismus betreffen. Die Frage nach BürgerInnenschaft allgemein wird im zweiten Video verhandelt, während im dritten Interviews mit in den USA lebenden Arbeitskräften „sans-papiers“ geführt werden, was wiederum direkt zur dritten Arbeit überleitet.  

„The Tempest Society“ wurde für die documenta 14 entwickelt und bezieht sich im Titel auf jene Pariser Theatergruppe der 1970er Jahre, die aus nordafrikanischen ArbeitsmigrantInnen bestand. Auf einer Theaterbühne in Athen erzählen unterschiedliche ProtagonistInnen Geschichten bzw. berichten über Tatsachen aus dem Alltag, etwa aus der Perspektive eines Arbeitsmigranten in Griechenland, einer in Athen geborenen Person, jedoch „sans-papiers“ oder eines dort lebenden syrischen Flüchtlings. Dadurch entwirft Khalili in ihrer Ausstellung eine gelungene Narrationskette zu über 50 Jahren Migrationsdebatte vor dem Hintergrund solidarischer Bewegungen und aktivistischer Handlungen, die bis in die jüngste Gegenwart reichen und Fragen nach einer zukünftigen Weltordnung aufwerfen.

Mehr Texte von Walter Seidl

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Bouchra Khalili
13.04 - 17.06.2018

Secession
1010 Wien, Friedrichstrasse 12
Tel: +43 1 587 53 07, Fax: +43 1 587 53 07-34
Email: office@secession.at
http://www.secession.at
Öffnungszeiten: Di-So 14-18 h


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