Július Koller: Subjektobjekt: Zorro stellt Fragen
Martin Janda startet das heurige Galerienjahr mit einer Einzelausstellung des slowakischen Künstlers Július Koller. Es ist bereits die dritte Einzelausstellung des 2007 verstorbenen Ausnahmekünstlers in der Galerie. 2016 war Július Koller eine große Personale im mumok gewidmet. Damals lag der Schwerpunkt auf dem umfangreichen Archiv, welches das mumok nachbauen ließ.
Július Koller erschließt sich aber eher in einer kleineren, intimeren Ausstellung wie hier bei Martin Janda. Der Künstler sammelte seine Arbeiten vornehmlich in seiner kleinen Wohnung in Bratislava und auf seinem Balkon. Bei Martin Janda ist er auch in fünf schwarz-weiß Fotografien auf diesem Balkon zu sehen. Auf zweien hält er ein realistisch gemaltes Vedutenbild in die Kamera. In einer Aufnahme ist es in die Vertikale gedreht und wird dadurch zum Nonsens-Ausblick. Koller bezeichnete diese Arbeiten, die 1978 entstanden sind, als Anti-happing. Damit nimmt er auf seine Verpflichtung der Diktatur gegenüber Bezug, die von Koller „akademisch gemalte Bilder“ verlangte. In einem der straßenseitigen Räume der Galerie ist auch ein von Koller gemalter „realistischer“ Ausblick auf die Stadt Prag zu sehen. (1972)
Július Koller verwehrte sich aber dem sozialistischen Kunstbetrieb und arbeitete als Lehrer. Seine konzeptuellen ironischen Antworten auf die herrschenden Zustände und die wesentlichen Fragen der Menschheit äußerste er in kleinen Arbeiten, die er mit lapidarer Geste ausführte.
So auch im Hauptraum der Galerie. Hier teilt er den Raum mit einem Art Tornetz und hängt ein Kärtchen mit „Sociálna Kultúrna Situácia (Social Cultural Situation) auf. Dahinter sind kleine gerahmte Hartfaserplatten zu sehen, die mit weißer Latexfarbe bemalt sind. Die Arbeiten heißen „Subjektobjekt“ und sind 1968 entstanden.
Weiters ist Koller in einer viergeteilten Fotografie in Tenniskleidung zu sehen wie er ein Fragezeichen in den Sand malt. Von 1969 an malt er immer wieder ein „Question Mark“ auf alle möglichen Untergründe. Man kann diese ruhig als kritische Fragestellung an das herrschende gesellschaftliche System nach der Niederschlagung des Prager Frühlings verstehen. Vor allem hörten diese Frage und ihre implizierten weiteren Fragen bei Koller nie auf. Sie wurden zum permanenten Gestus seiner Kunst. Diese Opposition war manchmal in einer lockeren Bewegung aufgetragen und erinnerte in ihrem Gestus an den Comic Helden Zorro und seine Anliegen als Rächer gegen Ungerechtigkeiten.
Von den Regeln des Spiels und des Sports war Július Koller ein Leben lang inspiriert und angetan. Er war selber leidenschaftlicher Sportler und sah in einem funktionierenden Regelwerk ein mögliches Vorbild für das menschliche Zusammenleben.
Zuletzt sei noch auf ein ähnliches Langzeitprojekt wie das Fragezeichen verwiesen. Seit 1970 beschrieb er Untergründe mit U.F.O. (Universal Futurological Operation) die bis zu seinem frühen Tod 2007 andauerten. Es war auch seine Begeisterung für den Kosmos, die Mondfahrt, die Raumfahrt, die ihn mit diesem Kürzel verband.
Bei Martin Janda ist eines der besonders schönen Exemplare dieser UFO Serie zu sehen. Eine sackartige Leinwand, die wie ein Flügel einer Raumsonde geformt ist, wurde mit weißer Latex Farbe bemalt und mit UFO gekennzeichnet.
Es ist als würde Július Koller sein mittlerweile „außerirdisches Astronautenleben“ aufgeben und dieser Raumkapsel entsteigen. Es wäre schön gewesen wenn er in einem längeren Leben mit seinem Verstand, Witz und Humor unseren Zeitgeist analysiert hätte.
17.01 - 24.02.2018
Galerie Martin Janda
1010 Wien, Eschenbachgasse 11
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