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Gebrüder Thonet. Möbel aus gebogenem Holz: Nr. 14 lebt

Was ist der Unterschied zwischen Brahms und Lenin? Keiner. Beide saßen auf "Nr. 14", dem wohl erfolgreichsten Möbel aller Zeiten, hundertmillionenfach produziert. Angesichts hoher Schulden hatte der rheinische Möbelfabrikant Michael Thonet dankbar die Einladung von Reichskanzler Metternich angenommen, sein Glück in Wien zu versuchen. Seine Bugholzmöbel, die Leichtigkeit mit Stabilität und Eleganz verbanden, waren so zeitlos, dass sie selbst die schwere Ästhetik des Historismus unbeschadet überstanden. In ihrer allgemeinen Akzeptanz vom billigen Kaffeehaus bis zum Adelspalais sind Modelle wie der preisgünstige "Nr. 14" nur mit Design-Ikonen wie dem VW Käfer zu vergleichen. Dass es in Wien nicht genügend Gelegenheit gäbe, Bugholzmöbel zu sehen, lässt sich schwerlich behaupten. Neben dem Mobiliendepot und dem MAK sind auch Historisches, Technisches und Leopold-Museum mehr oder weniger exklusiv bestückt. Auch Firmenmuseen in der Steiermark, Deutschland und Tschechien dokumentieren die Produktion. Die Exponate der anlässlich des 150-jährigen Gebrüder-Thonet-Gründungsjubiläums zusammengestellten Schau kommen allerdings nur von einigen wenigen Leihgebern, vor allem aus der Sammlung Helmut W. Lang. Zwischen Thonet-Möbeln stehen kommentarlos Vergleichsbeispiele wie ein freischwingender Metall-Schaukelstuhl und ein Danhauser-Biedermeiersessel, die formale Vorbilder waren, oder einzelne Produkte des Hauptkonkurrenten J. & J. Kohn, der Thonet um die Jahrhundertwende mit dem Einstieg in die Moderne Otto Wagners, Josef Hoffmanns und Adolf Loos` überholte. Völlig ausgeblendet bleibt Thonets zweite Erfolgssträhne: der Einstieg in die Stahlrohrmöbelproduktion in den zwanziger Jahren. Aus den Dreißigern sind die farbigen Sessel Josef Franks zu sehen, die Fünfziger schließen sich mit Oswald Haerdtl und Roland Rainer an. Dann wird es mager; seit Hermann Czechs Stühlen für das MAK-Café hat Thonet nichts Bemerkenswertes mehr hervorgebracht. Aber den Klassikern geht`s gut.
Mehr Texte von Iris Meder †

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Gebrüder Thonet. Möbel aus gebogenem Holz
03.09.2003 - 06.01.2004

Möbelmuseum Wien
1070 Wien, Mariahilfer Strasse 88, Eingang Andreasgasse 7
Tel: +43-1-524 33 57
Email: info@moebelmuseumwien.at
https://www.moebelmuseumwien.at/
Öffnungszeiten: Di-So 10-17 h


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