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Prag Biennale 1 - Peripheries become the Center: Ein Gewaltakt der Schnelllebigkeit

Mit der steigenden Anzahl von Biennalen und Triennalen verringerte sich in den letzten Jahren in zunehmendem Ausmaß die Exklusivität und Bedeutung der jeweiligen KünstlerInnenpartizipation. Dieses Phänomen der Kunstinflation wurde unlängst am Beispiel der neu ins Leben gerufenen Prag Biennale spürbar. Auch wenn der Veranstalter Giancarlo Politi/Flash Art heißt, garantiert dieses Label nicht automatisch das Funktionieren eines solchen Unterfangens. So schienen etwa die in einem schlichten Kabinendesign seriell angeordneten bzw. durch eine gewisse Sponsoringmarke monitortechnisch uniformierten Videoarbeiten über einen Kamm geschoren zu sein, um dadurch eindeutig der Rubrik Videokunst zugeordnet werden zu können. Hier sollen die humoristisch ausgerichteten Arbeiten der polnischen Azorro Group hervorgehoben werden, etwa Hamlet, dessen englische Originalversion als akustische Referenz für die Aktivitäten der kahlgeschorenen Gruppenmitglieder dient. Im Hauptraum des Ausstellungsgebäudes stoßen auch die Ready-Made Objekte von Kristof Kintera ins Auge, darunter "I`m sick of it all", ein mit Abfall-Versatzstücken gefüllter, sich bewegender Plastiksack, der in einer tiefen Männerstimme klagende Töne von sich gibt und auf das Generalthema der Biennale rekurriert: "Peripheries become the Center". Obwohl die vorauszuschickende Signifikanz der Arbeiten die vertretenen KünstlerInnen ins Zentrum der Aufmerksamkeit rücken sollte, gelingt dies nur in den wenigsten Fällen. Zwei solche Arbeiten sind zweifelsohne die für die tschechische Mineralwasserfirma Mattoni entwickelten und am Wenzelsplatz aufgezogenen Billboards des nunmehr getrennt arbeitenden ehemaligen KünstlerInnen-Duos Plamen Dejanoff und Swetlana Heger. Ein negatives Beispiel der Aufmerksamkeitserregung bildet etwa Dana Schutz` Bild "50 Foot Queenie", dessen Titel nicht nur einem Songtitel von PJ Harvey gleicht, sondern auch die Sängerin in überlebensgroßer Dimension, jedoch vollkommen entstellt (und für Frau Harvey trotz postmoderner Dekonstruktionsbestrebungen in keinster Weise schmeichelnd) abbildet. Generell sind Informationen zu den einzelnen Orten und Aktivitäten nur mühevoll zu erhaschen und bedürfen daher stets sachdienlicher Hinweise. Eine Enttäuschung.
Mehr Texte von Walter Seidl

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Prag Biennale 1 - Peripheries become the Center
26.06 - 24.08.2003

Prague Biennale 1
100 00 Prag, Veletrzni Palace & outdoor locations


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