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Wiener Internationale Kunst & Antiquitätenmesse im Künstlerhaus: Qualität mag man eben

Die WIKAM, auf der traditionell der klassische Kunsthandel stark vertreten ist, kann zur Jubiläumsausgabe mit acht neuen Ausstellern aufwarten, davon drei aus dem Kunsthandel- und Antiquitäten-Segment (Kunsthandel Kohlhammer, Antiker Schmuck Seewald/Berlin, Galerie bei der Oper). Einige von Ihnen haben interessante Ansätze zur Akquirierung jüngerer Kunden und könnten so der Messe frischen Schwung verleihen. Bei einem Rundgang durch die im unteren Geschoß verwinkelten Gänge fällt allerdings zunächst die eher konventionelle Präsentation auf. Eine erfrischende Ausnahme bildet der Stand der Galerie Widder im Obergeschoß mit seiner schon auf einigen Messen präsentierten Wand mit barock anmutender Hängung – die Papierarbeiten erstrecken sich von der Sesselleiste bis zur Decke. Zwar sieht man auf den ersten Blick viel rein Dekoratives es sind aber auch einige echte Highlights zu bestaunen und zu erstehen. Apropos erstehen: Dies ließen sich Käufer offenbar nicht zweimal sagen, denn die großen Namen wurden quasi vom Fleck weg verkauft: Dies gilt für eine Noli me tangere-Darstellung auf Holz bei Zöchling (Zusammenarbeit Jan Brueghel d. J. mit einem Rubens-Schüler; ungefährer Kaufpreis: EUR 60.000,-), ebenso wie für eine Kreuzigung des Kremser Schmidts, die im unteren fünfstelligen Bereich den Besitzer wechselte. Qualität verkauft sich eben nach wie vor – nicht nur das, man muss tatsächlich auch schnell sein, um die Leckerbissen zu ergattern. Von musealer Qualität und noch zu haben ist weiters eine Mondsichelmadonna aus Lindenholz mit originaler Fassung, die Lienhard Astl zugeschrieben wird (bei Figl, EUR 98.000,-). Der Trend zum Kunstkammerobjekt, unverkennbar eingeleitet mit der Wiedereröffnung der Kunsthammer des KHM, scheint ungebrochen. Dies beweisen angebotene Kleinodien wie eine delikat verzierte Singvogelspieldose, bestückt mit Halbedelsteinen, Perlen und Kolibrifedern am singenden und sich bewegenden Vögelchen (EUR 12.500,- bei Wimberger). Bemerkenswert sind auch einige Möbel, beispielsweise eine französische Regence-Kommode bei Strassner (um 1740, EUR 14.000,-). Neben originaler Marmorplatte und feuervergoldeten Prunkbeschlägen kann das gute Stück mit dem Stempel des Ebenisten („Lutz“) aufwarten. Dennoch dominiert im Allgemeinen und im Möbelsektor im Speziellen Mittelware – ein Problem der Messe. Highlights von durchaus ansprechender Qualität können darüber nur wenig hinwegtäuschen. Doch neben Antiquitäten setzt sich auch bei der WIKAM die stärkere Präsenz zeitgenössischer Kunst im Handel durch. Die Galerie Szaal etwa widmet sich in einer Sonderschau passend zur aktuellen Ausstellung der Albertina dem Wiener Künstler Hans Robert Pippal. Einige Pastelle mit Wiener Ansichten schlagen die Brücke zur Ausstellung, während Stadtansichten in Öl von Venedig, Wien und Paris die Bandbreite Pippals wiedergeben sollen. Neu-Teilnehmer Galerie Galerie/Kunst & Handel präsentieren Heimisches von den Aktionisten bis Alf Poier und die Galerie Kopriva setzt wieder einmal auf Christa Hauer und Johann Fruhmann. Was das Publikum betrifft, so war bereits die Vernissage durchaus gut besucht und spiegelt laut Gesprächen mit Händlern auch die Käuferschichten recht akkurat wider: Unter die „klassischen“ Antiquitätenkäufer – älter, gut situiert – mischen sich auch immer mehr Jüngere. Christoph Bacher ist mit seiner im April 2015 eröffneten Galerie antiker Kunst zum ersten Mal bei der WIKAM vertreten. Mit einer eigenen Sparte im günstigen Segment spricht Bacher gezielt jüngere Klientel an. Sein durchschnittlicher Käufer ist denn tatsächlich ca. 35 – 55 Jahre alt – und weiblich. Ein zukunftsträchtiges Konzept also. Einig sind sich die Händler, dass man versuchen müsse, jüngere Käufer bewusst anzusprechen und aufzubauen. Die Erkenntnis, dass gerade Antiquiäten sich durchaus auch als Investitionsgut eignen und es nicht immer die Zeitgenossen sein müssen, erfordert zwar noch einige Aufklärungsarbeit. Was jedoch schon klar erkennbar ist, das ist der Trend zum Antiquitätenkauf als Highlight-Setzung in den eigenen vier Wänden. Die jüngere Klientel setzt mit wenigen, jedoch qualitätvollen Antiquitäten Akzente. Nicht so sehr klassisches Sammeln, denn das Einrichten mittels ganz bewusster Kombination von Alt und Neu ist hier also vorrangig das Motiv. Ein Trend, der sicherlich weiter zu verfolgen und zu forcieren wäre, um dem klassischen Kunsthandel Zukunftsmärkte zu erschließen.
Mehr Texte von Andrea Schurian

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Wiener Internationale Kunst & Antiquitätenmesse im Künstlerhaus
26.02 - 06.03.2016

WIKAM Künstlerhaus
1010 Wien, Karlsplatz 5
http://www.kunstkauf.at


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