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Rücktritt dreier Museumsdirektoren im Board der CINAM

Der Skandal um das Kunstwerk „Not Dressed for Conquering (Für die Eroberung nicht passend gekleidet) / HC 04Transport“ der österreichischen Künstlerin Ines Doujak hat nun auch ein Nachspiel in der CINAM, der Internationalen Kommission der ICOM für Museen und Sammlungen moderner Kunst. Zur Vorgeschichte: Bei der Premiere der vom Württembergischen Kunstverein und dem MACBA koproduzierten Ausstellung in Barcelona war es zu einem Eklat gekommen. Kurz vor Eröffnung entschied Bartomeu Marí, damals Direktor des MACBA, dass die Skulptur von Ines Doujak nicht angemessen für eine Präsentation in diesem Museum sei und forderte dessen Entfernung. Neben zahlreichen anderen Referenzen, lässt sich die Skulptur, die zuvor auf der São Paulo-Biennale zu sehen war, auch als eine Anspielung auf und Karikatur des spanischen Ex-Königs, Juan Carlos I., lesen. Weder die KuratorInnen, Hans D. Christ, Iris Dressler (WKV), Valentín Roma und Paul B. Preciado (damals MACBA), noch die KünstlerInnen der Ausstellung waren bereit, diesen Akt der Zensur stillschweigend hinzunehmen. Daraufhin sagte Marí die gesamte Ausstellung am Tag der geplanten Eröffnung ab. Nach einer lokalen wie internationalen Protestwelle wurde sie vier Tage später schließlich doch der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Marí trat zurück. Die beiden Kuratoren des MACBA, Roma und Preciado, wurden zuvor jedoch noch von ihm persönlich wegen „Illoyalität gegenüber der Institution“ fristlos entlassen. Nun haben drei Mitglieder des Boards der CINAM ihren Rücktritt erklärt, weil Bartomeu Marí trotz des Zensuraktes in seinem Amt als Präsident der CINAM bestätigt wurde. Es sind dies Charles Esche, Direktor des Van Abbemuseum in Eindhoven, Abdellah Karroum, Direktor u.a. des Arab Museum of Modern Art in Doha, und Vasif Kortun, Direktor von SALT in Istanbul. Die Präsidentschaft Marís ist für Esche, Kortun und Karroum nicht mehr tragbar – wohl auch deshalb nicht, weil CIMAM angekündigt hatte, das Thema Zensur im Rahmen ihres just zu Ende gegangenen Kongresses in Tokio (7.-9.11.2015) offen zu thematisieren. Dort stellte sich Marí weder der Diskussion, noch wurden die von seiner Zensur direkt Betroffenen zum Kongress eingeladen – oder zumindest im Vorfeld nach ihrer Position gefragt, schreibt der Württembergische Kunstverein Stuttgart in einer aktuellen Aussendung. Die Ausstellung „Die Bestie ist der Souverän“, die - mit der Skulptur von Ines Doujak - bis 17. Januar 2016 im Württembergischen Kunstverein zu sehen ist, wurde Mitte Oktober mit einer internationalen Konferenz eröffnet, die sich dezidiert mit Fragen der Zensur bzw. der Einflussnahme von Politik und Wirtschaft auf die Programme und Inhalte öffentlicher Kunstinstitutionen auseinandersetzte. Aus der Konferenz soll eine Plattform hervorgehen, die den bestehenden, offenen wie subtilen, konkreten wie allgemeinen Machtverhältnissen und Repressionen im Kunstbetrieb langfristig nachgeht und zugleich auf kollektiver Basis an den Konzepten und Modellen anderer, enthierarchisierter und kritischer Institutionen der Kunst und Wissensbildung arbeitet, so der Kunstverein weiter.

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