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Performance: Michael Endlicher, Cynthia Schwertsik - CEMS - Wider das Zuckerbergmonopol

Im Zentrum der 5. Aktion in der Werkstadt Graz steht der Begriff Nr 2., Butohphottie: Die holistische Performancepraxis im Geiste eines westlich unterwanderten Butoh zielt auf das Equilibrium von Körper, Geist und Energie. Im perfomativen Akt wird exakt jene Menge an Nahrung zugeführt, die der Körper während der intensiven Bewegung verliert; Energiehaushalt und Eigengewicht bleiben konstant. Als dauerhaftes Memento des komplexen Spiels repräsentieren einfache, ausbalancierte Materialien das zugrundeliegende Eigengewicht der Darsteller. Das theoretische Konzept wird skulptural und performativ in die Praxis transferiert und dabei für die spezifische Raumsituation der Werkstadt Graz adaptiert. Zwei Skulpturen aus Würfelzucker symbolisieren im Inneren des Raums die beiden CEMS-Körper. Suggeriert wird, dass die gespeicherte Energie der beiden „Nahrungskörper" mit jener der beiden Künstlerkörper korreliert - um nicht zu sagen, ident ist; es bestünde somit ein verschränktes Equilibrium aus „toter" und lebender Energie. Vor den Galerieräumen (oder im Inneren gegenüber den beiden Skulpturen) sind die Besucher (und Passanten) eingeladen, sich Nahrungsmittel aus dem Buffet (oder was man gerade an Proviant bei sich trägt) in Zucker aufwiegen zu lassen. Umgewandelt kann alles Ess- und Trinkbare werden, sofern es auf die bereitgestellte Apothekerwaage passt. CEMS haben auf einem Tisch einen Haufen Zuckerwürfel - den Zuckerberg - aufgeschüttet, von dem sie die Würfel nehmen, auf die Waage legen, bis eben jeweils ein Gleichgewicht erreicht ist. Aus dieser Menge Zucker bauen sie dann eine kleine Skulptur - und schaffen so die energetischen Entsprechungen etwa zu einem belegten Brot, ein paar Nüssen, einem Apfel, einem Glas Wein ... Die Zuckerskulpturen werden jeweils auf Karton geklebt, bezeichnet und mit dem CEMS-Stempel versehen, bevor sie in die beiden Vitrinen links und rechts vom Eingang gestellt werden; sie sind gegen ein Geringes zu erwerben. Die Aktion soll einmal mehr die immer wieder von CEMS angestrebte Bedeutungsverschiebung der KünstlerInnenrolle symbolisieren: vom reinen Gestalter zum publikumsaffinen Katalysator. Und der Zuckerberg wird selbstverständlich abgebaut. In den anderen Vitrinen sind weitere CEMS-Artefakte, die die übrigen Theoriekonstrukte illustrieren, ausgestellt: die neuen Arcadientia-Skulpturen, das Tapetenglossar zum Nachlesen der Theorien, Theoriezertifikate und weitere objekthafte Umsetzungen. CEMS arbeiten sich ab an der Quadratur des Kreislaufs von Kunst machen, Kunst werten, Kunst vertreiben, Kunst neu machen. Die Auftürmung neugeborener Wortsysteme aus dem monolithischen Referenzsystem der Kunstgeschichte und -kritik reibt sich an street art und Performance. Im Sprechakt verschwimmen die hermetischen Wortwolken zur „akustischen Buchstabensuppe" der Kunstgeschichte. Die künstlerischen Aktivitäten von CEMS, oft vor und mit Publikum, präsentieren Definitionsprozesse in der bildenden Kunst als radikal subjektive Zuschreibungsverfahren, in dem die Bewertungen jeweils nach Kommen und Gehen der Standpunkte und künstlerischen Verfahren fließend durchmischt werden. Ergebnis: Eine Verortung des Kunstbegriffs in der Zeit (der Aktion). Die Interventionen des Duos CEMS (Michael Endlicher/Cynthia Schwertsik) basieren auf einem Kanon neugedachter Kunstrichtungen, die je nach örtlicher und kontextueller Gegebenheit in performative Akte und bildnerische Artefakte übersetzt werden. Ausgangspunkt ist das von CEMS entwickelte Glossar Definitiv: Kunst! Von Arcadientia bis Zöllitrophismus, das von den beiden seit 2011 laufend erweitert wird: Michael Endlicher
Performance


Werkstadt Graz
8010 Graz, Sporgasse 20
Tel: +43 316 818306, Fax: +43 316 818306 60
Email: werkstadt@mur.at
http://werkstadt.at
Öffnungszeiten: Di-Fr: 10:00 – 13:00 Uhr und 14:00 – 18:00 Uhr
Sa: 10:00 – 13:00 Uhr


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