Werbung
,

Misha Stroj: Freispiel der Gedanken

Während andere KünstlerInnen bisweilen ihr Repertoire konservieren und nicht mehr kritisch überprüfen, unterzieht Misha Stroj seine künstlerische Praxis bereits am Anfang seiner Laufbahn einer beharrlichen Legitimationsfrage. So ist die Arbeit rund um den Sturz des Eisschnellläufers Offenberger knapp vor dem Ziel paradoxerweise Absage an und zugleich die Behauptung eine(r) metaphorische(n) Auslegung, steckt die Skulptur doch voll Inhalt und ist gleichzeitig völlig inhaltslos. Die Silhouette eines Eisschnellläufers baumelt im Bewegungsimpuls eines freien Falls wie ein Himmelskörper ohne eindeutig lesbare Referenzen im Raum. Wiederholt unterläuft Misha Stroj vereinnahmende Zuschreibungen und stützt seine Arbeiten als Problemstellungen auf seine in Buchform verfasste Werkkonzeption moma. the museum of the mechanical age. So gibt in seiner ersten Einzelausstellung in der Galerie Kerstin Engholm zugleich die Produktion und Negation von Bedeutung den Ton an. Die Freiräume zwischen den Objekten bilden einen Parcours, der zu Details und Entwürfen der Arbeiten überleitet. Die mitten im Raum unter eine Glasplatte gequetschte Wespe löst eine Vielzahl von Assoziationen aus. Die so erzeugte Spannung steht im Kontrast zur scheinbaren Unverfänglichkeit von zerknüllten Kleidungsstücken. Die Objekte erfahren durch ihre Inszenierung im Raum eine narrative Aufladung und verweisen durch das Loch in der Wand auf die Vorgängerausstellung von Hans Schabus. Wenn sich Misha Stroj als Motto der Ausstellung einer auf dem Wasser treibenden Wespe zuwendet, so operiert hier der Recycling-Aspekt seiner Kunst mit einer Mobilisierung von Gefühlen. Die Geschichte um Schrödingers Küche und seinen Ziehsohn Offenberger zieht sich als Leitmotiv durch die Installation. Sie schafft jene Distanz, durch deren metaphorische Auslegung der Künstler die Suche nach dem eigentlichen Werk als ein heikles Unterfangen aus dem Bereich der bloßen Spekulation löst. Der seltsame Reiz von Misha Strojs Arbeiten besteht darin, dass man versucht zu ordnen und rationale Anknüpfungpunkte zu finden, um schließlich zurückgewiesen zu werden, da es letzlich nicht um Rationalität und Diskursivität geht.
Mehr Texte von Ursula Maria Probst

Werbung
Werbung
Werbung

Gratis aber wertvoll!
Ihnen ist eine unabhängige, engagierte Kunstkritik etwas wert? Dann unterstützen Sie das artmagazine mit einem Betrag Ihrer Wahl. Egal ob einmalig oder regelmäßig, Ihren Beitrag verwenden wir zum Ausbau der Redaktion, um noch umfangreicher über Ausstellungen und die Kunstszene zu berichten.
Kunst braucht Kritik!
Ja ich will

Werbung
Werbung
Werbung
Werbung

Misha Stroj
05.05 - 27.06.2003

kerstin engholm galerie
1040 Wien, Schleifmühlgasse 3
Tel: +43 1 585 73 37, Fax: +43 1 585 73 38
Email: office@kerstinengholm.com
http://www.kerstinengholm.com
Öffnungszeiten: geschlossen


Ihre Meinung

Noch kein Posting in diesem Forum

Das artmagazine bietet allen LeserInnen die Möglichkeit, ihre Meinung zu Artikeln, Ausstellungen und Themen abzugeben. Das artmagazine übernimmt keine Verantwortung für den Inhalt der abgegebenen Meinungen, behält sich aber vor, Beiträge die gegen geltendes Recht verstoßen oder grob unsachlich oder moralisch bedenklich sind, nach eigenem Ermessen zu löschen.

© 2000 - 2024 artmagazine Kunst-Informationsgesellschaft m.b.H.

Bezahlte Anzeige
Bezahlte Anzeige
Gefördert durch: