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Selbstauslöser: Zu mittellos für einen guten Friseur

Die Künstlerin posiert mit einer Graukarte vor einem Vorhang. Herausfordernder Blick. Schlichtes Kleid. Ein bisschen wie das einer griechischen Göttin. Anja Manfredis Arbeit, gleich am Anfang in der Ausstellung „Selbstauslöser“ im Museum der Moderne, stellt wohl so ziemlich das Gegenteil jenes Phänomens dar, das seit wenigen Jahren die Gesellschaft via Social Media epidemisch erfasst hat – des Selfies. Denn während die Schnappschüsse aus der Distanz einer Armlänge in Sekundenschnelle spontan entstehen, ist in Manfredis Arbeit das sorgfältige Arrangement, die ausgefeilte Komposition unübersehbar. Ähnlich verhält es sich bei den meisten anderen Werken, die Gastkuratorin Felicitas Thun-Hohenstein gestaltet hat; inwiefern die Schau, die sich auf Medienkunst fokussiert, die „Verankerung des gegenwärtigen Selfie-Hypes in einer Geschichte der Kunst“ tatsächlich „mitdenkt“, wie es in der Ankündigung heißt, erschließt sich daher nicht so ganz. Doch das schadet der Schau keineswegs. Sie erzählt, unter anderem, von künstlerischer Selbstbefragung, nicht nur vor, sondern fallweise auch im Austausch mit dem Publikum – am deutlichsten bei Martha Wilson, die ein Selbstporträt zeigt und ihre Betrachterinnen und Betrachter befragt, wie sie auf sie wirke. „Entspannt, nicht selbstbewusst“, fand einer, jemand anderem erschien sie gar „herablassend“ und „zu mittellos für einen guten Friseur“. Vergleichbar dazu sind die Arbeiten von Birgit Jürgenssen, die sich im Badezimmer mit allen möglichen Verrenkungen im Spiegel abbildet, von Friedl Kubelka, die sich täglich selbst fotografierte, oder Bernadette Anzengruber, die ihr Passbild auf ein riesiges Format aufbläst. In eine andere Richtung gehen dagegen Matthias Herrmanns schräge Selbstinszenierungen, Hans Weigands witzige Interpretationen der „Disco Boys“, die er am eigenen Körper vollführt, oder VALIE EXPORTs Körperkonfigurationen: Diese Arbeiten folgen eher performativen Überlegungen, einem wesentlichen Unterschied, dem in der Ausstellung jedoch kaum Rechnung getragen wird. Trotz der gelungenen Werkauswahl hätte man sich daher eine schlüssigere Anordnung gewünscht.
Mehr Texte von Nina Schedlmayer

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Selbstauslöser
29.11.2014 - 15.03.2015

Museum der Moderne Salzburg Mönchsberg
5020 Salzburg, Mönchsberg 32
Tel: +43 / 662 / 84 22 20-403, Fax: +43 / 662 / 84 22 20-700
Email: info@mdmsalzburg.at
http://www.museumdermoderne.at
Öffnungszeiten: täglich 10-18 h, Mi 10-20 h


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