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Gert Gschwendtner - Schattenpapiere: Denken befreit

Einen Steinwurf von der Westautobahn entfernt , befindet sich das österreichische Papiermachermuseum in Steyrermühl, im oberösterreichischen Salzkammergut. Die Abfahrt Laakirchen West führt direkt nach Steyrermühl und auf das ehemalige Fabrikgelände der Papierfabrik. Der Abstecher dort wird schnell zum Erlebnisaufenthalt, bietet doch das Papiermachermuseum, neben den aktuellen, hochkarätigen Ausstellungen eine Vielfalt einer Erlebniswelt, die von den Anfängen des Papiermachens, bis zu den ersten Druckmaschinen reicht und über die Setzkunst ein großes Repertoire an historischen Kommunikationsmitteln unter seinem Dach beherbergt. Direkt an der Traun gelegen, werden historische und zeitgeschichtliche Themen rund um die Papierherstellung anschaulich präsentiert. Neben dem Druckereimuseum, einer Druckgraphikwerkstatt, ist die Handschöpferei angesiedelt und lädt wie eine integrative Malschule mit Kreativ-Workshops ein. Unter der Leitung von Mag. Sonja Aigner wurde das Profil des Museums geschärft und mit modernem Museumsdesign ergänzt. Die Anerkennung dafür war 2011 die Verleihung des österreichischen Museumgütesiegels. Die Galerie Papierwelten auf dem Museumsareal konnte sich als österreichisches Zentrum der Papierkunst in den letzten Jahren einen Namen machen. Internationale KünstlerInnen, die mit dem Werkstoff Papier als Trägermaterial arbeiten werden eingeladen, ihre Arbeiten zu präsentieren. Eine der beiden aktuellen Ausstellungen ist dem gebürtigen Bayern Gert Gschwendtner gewidmet. Er ist einer, der in die Materie hineingeht, so zeigt ihn ein Video auf seiner Homepage, wie er im Wasser auf der Oberfläche malt. Begleitet von einer Ton-Akustik-Installation, die sagt, mein... dein... Wasser...., Wasser..... „Wasser kennt kein besitzanzeigendes Fürwort“... Für die Papierherstellung wird Wasser benötigt, das Leben entsteht im Wasser. Gschwendtners Schattenpapiere sind in der ehemaligen Chlorbleiche der alten Papierfabrik aufgehängt, an Klammern, wie damals das Papier zum Trocknen. Diesen einst so giftigen Raum hat er sich für seine Schattenpapiere erwählt. Die heutige Papiererzeugung ist umweltfreundlich, in geschlossene Kreisläufe gebannt worden. Man betritt den dunklen Ausstellungsraum mit den alten Maschinen fast andächtig. Die dunkle Höhle, in der seine Blätter hängen, wie damals die Zelluloseverbundblätter, die aus dem Zellulosebrei hergestellt wurden, plan gemacht und aufgehängt. Zwölf eindrucksvolle Schattenbilder, hängen in einer Reihe. Gemalt hat der Künstler mit Aquarellfarbe auf dem hellen Untergrund. Wieder benötigt er dazu Wasser, die Farbpigmente verteilen sich im Wasser. Die Aquarellmalerei hat einen Nachteil, sie verzeiht keinen Strich. „Was da ist, ist da“. Der Raum gibt den Bildern was Schauriges. Die Schattenpapiere mit den klingenden Titel, „Ichschatten“, der Schatten der anderen, der Schatten des Sysiphos,, der Schatten der Welt, der Gedankenschatten, der freie Wille sind alle 2013 entstanden. Die Wortfetzen, die zu lesen sind, zeigen dass Gschwendtner nicht nur bildender Künstler, sondern ein Philosoph ist. In dem fast schwarzen Raum rollen dem Besucher zwei riesige Papierrollen entgegen, einer Welle gleich. Zu lesen ist „Poesis“ und „Urteil“. Poesis heißt sich selbst regenerieren, in der Romantik entstand daraus die Poesie. Die Papierrollen verdeutlichen die Papierflut, die uns zu überrollen droht. Seine aussagekräftigen Texte, die wie Kalligraphien gemalt sind, die Worte wiederholen sich, um deren Bedeutung zu erhöhen.. Das Schreiben, passiert, wie das Aquarellieren, alla prima. Das Denkgebilde wird auf die übergroßen französischen Büttenpapiere übertragen . Als enger Freund von Beuys lädt der Kulturtechniker ein, weiter an der sozialen Plastik zu bauen. Gschwendtner, der Denker möchte dem Denkprozess einen positiven, konstruktiven Impuls geben. Gert Gschwendtner der Schattenfänger, setzt sich mit dem Schatten der Welt auseinander. Er springt über den eigenen Schatten. Sieht kritisch das eigene oft hypertrophe Ich und rät allen, es zu überspringen... Eine Betrachterfigur macht aufmerksam. Sie steht wie ein Navigator in einem Papierboot. Eine weitere eindrucksvolle Arbeit, auf deren schwarzem Grund ist zu lesen : „Denken befreit.“. Gschwendtner ruft mit seinen Werken mit Hilfe des Gedankenträgers Papier zur intellektuellen Sabotage auf. Seine Schau ist eine Entdeckung, die auch aufgrund des vorgegebenen Industrieraumes, lange nachwirkt.
Gert Gschwendtner - Schattenpapiere
07.07 - 31.08.2013

Österreichisches Papiermuseum
4662 Steyrermühl, Museumsplatz 1
Tel: +43-(0)7316-3951, Fax: +43-(0)7613-8834
Email: papier.druck@aon.at
http://www.papiermuseum.at
Öffnungszeiten: Di-So 10-16 h


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