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Adieu la Suisse! Bilder zur Lage der Nation: Niedergang, Kontinuität oder Wandel?

Stimmt das historisch gewachsene Idealbild einer von der Landschaftsidylle geprägten Schweiz wie es Fotografien aus dem 19. und 20. Jahrhundert vermitteln auch heute noch? Die Fotostiftung in Winterthur schafft mit der Ausstellung „Adieu la Suisse! Bilder zur Lage der Nation“ eine introspektive Bestandsaufnahme zum aktuellen Zustand der Schweiz. Arbeiten von zeitgenössischen Schweizer Fotografen zeigen aktuelle Ansichten von Orten ohne jeglichen Anspruch, damit das kollektive Gedächtnis kartographieren zu wollen. Vielmehr wird bewusst nach verstörenden Details gesucht, aus denen Eigenheiten des Landes unverkennbar abzulesen sind. Fern von beschönigender Tourismuswerbung sind zivilisatorische Spuren mehr oder weniger deutlich in den Bildern festgehalten. Jules Spinatsch deckt mit Aufnahmen des Inventars rund um die Skipisten auf, welche absurden Auswüchse das Bedürfnis nach Erholung in der Natur angenommen hat, sodass Wintersportorte zu künstlich gestalteten Freizeitparks verkommen sind. Nüchterne Bahnhofsbauten aus Beton des Architekten Max Vogt setzen entlang des nationalen Schienennetzes Landmarken und werden trotzdem kaum wahrgenommen. Martin Stollenwerk hat die schlichten, dem modernen Bauen verpflichteten Gebäude in nüchternem Stil dokumentiert. Ein Kuriosum und Überbleibsel aus der Zeit des Kalten Krieges sind die zahlreichen als Wohnhäuser, Scheunen oder Chalets dekorierten Bunker, die sich aufgrund ihrer Tarnung unauffällig in die regionalen Landschaftsbilder einfügen und, dokumentiert von Christian Schwager, dennoch irritieren. Eine Fotografie von Andri Pol vom höchstgelegenen Fußballplatz Europas erzeugt ein bizarres Stimmungsbild, wenn sich hinter dem von geometrischen Linien geprägten Feld die Bergkulisse mit schneebedeckten Gipfeln eröffnet. Die ausgestellten Arbeiten verzichten darauf, Klischees wie Kuhglockengebimmel oder ein krampfhaft um Tradition bemühtes Schweizbild zu vermitteln. Stattdessen steht ein zeitgemäßes Abbild der Realität im Vordergrund, das unbehagliche Tatsachen kompromisslos miteinschließt. Das Land steht keineswegs am Abgrund, sondern entwickelt sich unverkrampft in einer globalisierten Welt, während gewisse Eigenheiten beibehalten werden.
Mehr Texte von Sonja Gasser

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Adieu la Suisse! Bilder zur Lage der Nation
08.06 - 25.08.2013

Fotostiftung Schweiz
8400 Winterthur, Grüzenstrasse 45
Tel: +41 52 234 10 30, Fax: +41 52 234 10 40
Email: info@fotostiftung.ch
http://www.fotostiftung.ch
Öffnungszeiten: Di - So 11 - 18, Mi 11 - 20h


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