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Alles Gute zum Geburtstag

Vor 15 Jahren fand die Zeugung statt. 15 Jahre lang war sie dann schwanger und diese Woche ist es endlich so weit. Die Mutter Graz bekommt das sehnlichst erwartete Kulturhauptstadtbaby. Die 15-jährige Schwangerschaft war manchmal ziemlich kompliziert, weil z.B. diverse Väter ihre kulturellen Lenden- und zahlreiche Taufpaten ihre oft divergierenden Ideenkräfte durchsetzen wollten. Denn schließlich galt es, das Baby so richtig standesgemäß hochleben und feiern zu lassen - mit neuen Gebäuden und Flössen, Musiken und Gesängen, Geschichten und Bildern - und das alles nicht nur für die Tage rund um die Geburt, die Festivitäten sollten ein ganzes schönes Jahr lang währen. Alle waren sich während der Schwangerschaft natürlich einig, dass dies alles sehr viel Geld kosten wird. Also wurde vom Übervater EU eine anständige Mitgift zugesagt und auch die Tanten Steiermark und Österreich und die stolze Mutter Graz wollten sich nicht lumpen lassen. Und so wurde eine ganze Menge Geld versprochen, auf dass das Kindlein anständig ausgestattet und gefeiert werden könne. Aber wie dies in einer vorgeburtlichen Freude durchaus passieren konnte, wurde für das Baby geplant und gebaut und gestaltet, ohne dass die Bauer, Planer und Gestalter das dazu benötigte Geld in der Tasche oder auf dem Bankkonto hatten. Und während die Mama noch in den Wehen lag, beschloss der Übervater in Brüssel doch nicht so viel Geld springen zu lassen. Vielmehr teilte er mit, dass der Bankert im fernen haidernahen Land mit der Hälfte des versprochenen Geldes noch immer gut genug bedient wäre. Und da ein Übel meist nicht allein kommt, hatten plötzlich auch die Tante Österreich keine optimale und ein Sponsor wegen ein paar Geldproblemen überhaupt keine Geberlaune mehr. Aber die Taufpaten Gaulhofer, Lorenz und Konsorten dachten gar nicht daran, sich in Ihren Vorbereitungen zu den geldfresserischen Feierlichkeiten stören zu lassen. All diese werden in vollem Umfange stattfinden, versprach der Gaulhofer, vielleicht ein bisschen vereinfacht, aber wenn das denn wirklich sein müsste, dann wirklich ganz unmerklich. Versprochen. Jetzt ist es wahrscheinlich illegitim, an einem legitimen Kulturbaby herumzumäkeln. Aber bitte, wie sollte dies funktionieren mit bis zu 30% weniger Geld??? Hofft da irgendwer auf einen Dukatenesel oder auf die nachträgliche Resignation der Tanten, Väter oder Mütter sich doch noch spendabel zeigen, nur weil das Kind besonders schön oder die Blamage besonders groß ist?? In der Privatwirtschaft würde man sagen, dass hier der Geier der fahrlässigen Krida schon vor der Geburt über der Wiege segelt. Trotzdem und gerade deshalb alles Gute zum Geburtstag. Das Baby kann schließlich nichts für seine Paten und Festplaner.
Mehr Texte von Manfred M. Lang

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