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Olafur Eliasson: Künstliche Sonnen und ein Raum voller Farben

Wienerinnen und Wiener kennen Olafur Eliassons Arbeit „Yellow Fog“: Die Installation an der Ecke Heidenschuß/Am Hof lässt erst an einen Brand mit Rauchentwicklung, einen Wasserschaden oder eine Reinigungsaktion denken. Touristen und Einheimische werden durch den täglich in der Dämmerung aufsteigenden gelben Nebel kurz aus ihrem Innenstadt-Trott herausgerissen – sie wundern sich und halten am Gebäude der Sammlung Verbund inne. Der isländischstämmige und in Berlin lebende Däne Eliasson beschäftigt sich in seiner Kunst mit physikalischen Phänomenen, mit Licht, Wasser und Wetter. In der Turbinenhalle der Londoner Tate Modern hat er 2003/4 mit dem „Weather Project“ das Wetter ins Museum geholt. Diese Installation einer künstlichen Sonne und Nebel konstruierte die Illusion eines Sonnenuntergangs. Auch im Linzer Lentos wird nun eine Arbeit Eliassons präsentiert, in der es um die Sonne geht. Beim Projekt „Little Sun“ hat Eliasson zusammen mit dem Ingenieur Frederik Ottesen, ebenfalls Däne, kleine Solarlampen entwickelt. Das Design der aus robustem Kunststoff gefertigten Lampen erinnert an Sonnenblumen oder eben „Little Suns“. Fünf Stunden lang im Sonnenlicht aufgeladen geben die Geräte auch im Finsteren noch fünf Stunden lang Licht. Die kleinen Wunderdinger sollen es Kindern in Gebieten ohne Stromversorgung ermöglichen, auch nach Sonnenuntergang ihre Hausübungen zu machen oder zu lesen, ohne den giftigen Abgasen anderer Lichtquellen ausgesetzt zu sein. Die Lampen werden allerdings nicht als Almosen nach Äthiopien, Uganda, Kenia, Burundi und Zimbabwe geschickt. Ganz bewusst entschieden sich Eliasson und Ottesen dafür, die „Little suns“ günstig an Menschen zu verkaufen, die sie dann wiederum in ihrer Umgebung verkaufen können und dadurch eine Einnahmequelle bekommen. Inwieweit das Projekt unter die Kategorie „Kunst“ fällt, sei dahingestellt. Eliasson selbst argumentierte in einem Interview mit der faz im Juli 2012, dass die „Little Suns“ deshalb Kunst seien, weil er als Künstler sich nur für Kunst interessiere und nur Kunst mache. Etwas einleuchtender klingt da schon die Erklärung auf seiner Website, dass die Kunst an den „Little Suns“ die Dinge seien, die durch sie und ihr Licht ermöglicht werden. Die Dokumentation des „Little-Suns“-Projekts ist eigentlich nur die Draufgabe zur Installation im Hauptraum des Lentos. In dem nicht wiederzuerkennenden Saal, an dessen weißen Wänden normalerweise viele groß- und kleinformatige Bilder hängen, tauchen Besucherinnen und Besucher nun in eine Art Regenbogen im Dunklen ein. Die gewaltige Lichtinstallation „Sua fogueira cósmica/Dein kosmisches Lagerfeuer“ (2011) in der abgedunkelten, schwarzen Umgebung ist einnehmend. Ein Projektor lässt pinkfarbene, violette, blaue, grüne und gelbe Streifen an den Wänden vorbeiziehen. Davor stehend kann man sich der Farbe nicht entziehen, man steht mitten im Blau, mitten im Pink. Die Streifen ziehen vorüber, wechseln sich ab, werden breiter und wieder schmaler. Man ist versucht, der Lieblingsfarbe hinterherzulaufen, oft verschwindet sie dann genau in dem Moment, in dem man am anderen Ende des Raumes ankommt. Ein Erlebnisraum und eine Dokumentation eines sozialen Kunstprojekts – so unterschiedlich die beiden im Lentos gezeigten Werke von Olafur Eliasson sind, das verbindende Element Licht bleibt. Sehenswert sind vor allem auch die Kurzfilme, die im Zusammenhang mit dem Projekt „Little Suns“ von 18 Filmemachern im Auftrag von Olafur Eliasson angefertigt wurden und im Lentos ebenfalls gezeigt werden. -- Die „Little Suns“ sind im Museumsshop des Lentos zu erwerben. www.littlesun.com

Mehr Texte von Hannah Winkelbauer

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Olafur Eliasson
28.06 - 22.09.2013

Lentos Kunstmuseum Linz
4020 Linz, Ernst-Koref-Promendade 1
Tel: +43 70 7070 36 00
Email: info@lentos.at
http://www.lentos.at
Öffnungszeiten: täglich außer Mo 10-18 Uhr, Do 10-21 Uhr


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