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Zacherlfabrik 2013: Elisabeth Altenburg, Carola Dertnig, Roland Kollnitz und Heike Schäfer: Der Zauber des Ortes

Mehrere Zentimeter lang, aus weißem Textil, in einer Wolke akkumuliert – so schweben die Insekten, die ursprünglich für ihre eigene Bekämpfung warben, im Raum. Elisabeth Altenburgs Installation in der Zacherlfabrik – in dem orientalisierenden Gebäude aus dem 19. Jahrhundert wurde einst Schädlingsbekämpfungsmittel hergestellt – lässt die lästigen Viecher erstarren: Als überdimensionierte, überzeichnete Wesen weisen sie auf die Geschäftsgrundlage der Fabrik im 19. Wiener Bezirk hin, deren Gelände heute zweifelsohne als der schönste Kunst-Ort Wiens bezeichnet werden kann. Hinter der Fassade mit ihren feinen Mosaiken tut sich ein großer Garten mit riesigen Bäumen auf, mittendrin die Halle mit ihrem ruinösen Charme. Ein Ort, der „eine eigene Aura, einen Zauber“ besitzt, wie Gustav Schörghofer findet – seit 2006 kuratiert der Jesuitenpater alljährlich eine Ausstellung dort. Die Künstlerauswahl gestaltet sich recht heterogen. Neben Altenburg bezieht sich auch Carola Dertnig auf die Geschichte des Ortes: Sie zeigt ihre – bereits vor Längerem entstandene – Diashow über des Fabriksbesitzers Ehefrau, Anna Zacherl, und deren Reise nach Tiflis, aus deren Tagebucheintragungen eine Mischung aus Neugier und Befremden spricht. Die anderen beiden Positionen beziehen sich auf den Raum selbst: Roland Kollnitz’ Installationen aus Materialien wie Fiberglas und Stahl loten diesen in prekärer Balance aus – eine weit aufragende Stange bildet mit einem hohen Baum eine Art Kontrapost; und in einem begehbaren Setting versammeln sich Glasscheiben, ein ausgeschalteter Monitor, Balken, ein marokkanischer Teppich, diverses Gestänge sowie ein Staubwedel aus Straußenfedern – eine feine Arbeit voll hintergründiger Anspielungen. Heike Schäfers hölzerne Stege wirken dagegen geradezu massiv; sie führen in bisher unbekannte Öffnungen und enden vor großen Spiegeln. Einen roten Faden wird man hier nicht finden – was aber nicht stört, geht es doch eher um ein Nachspüren der Location als um eine konzeptuelle Setzung. Eines Tages wird allerdings der Ort künstlerisch derart gründlich bearbeitet sein, dass man ein neues Konzept finden müssen wird. Sonst droht akute Entzauberungsgefahr.
Mehr Texte von Nina Schedlmayer

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Zacherlfabrik 2013: Elisabeth Altenburg, Carola Dertnig, Roland Kollnitz und Heike Schäfer
07.06 - 30.09.2013

Zacherlfabrik
1190 Wien, Nußwaldgasse 14
Email: office@zacherlfabrik.at
http://www.zacherlfabrik.at
Öffnungszeiten: Mi-Sa 15 - 19 Uhr


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