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Florentina Pakosta - Rezente Malerei: Von bunten Balken und maskentragenden Männern

Die österreichische Malerin Florentina Pakosta wird im Oktober achtzig Jahre alt. Anlässlich dieses runden Geburtstages präsentiert die Wiener Galerie artmark Arbeiten der letzten eineinhalb Jahre. Pakosta, die derzeit pro Jahr etwa zehn großformatige Bilder malt, sieht jünger aus als 79. Und das liegt nicht an ihren hellrot gefärbten Haaren und der sportlichen Statur. Es sind ihr wacher Geist und die leuchtenden Augen, die Jugendlichkeit ausstrahlen. Im Gespräch sprüht die Malerin förmlich vor Ideen für neue Arbeiten. Die aktuelle Ausstellung zeigt, dass Pakosta sich ständig weiterentwickelt und experimentiert. In der Galerie artmark sind Arbeiten der Art ihrer „Trikoloren Bilder“ zu sehen. Diese großformatigen Leinwände bestehen aus gitterartig angeordneten, (meist) dreifärbigen Balken. Die Bilder leben vom Kontrast, von intensiven Farben und von strengen Linien. „Ich glaube, dass ich mit diesem Muster unsere Zeit und wie ich sie sehe am besten zum Ausdruck bringen kann.“ sagt Pakosta. Anlass für die Arbeit an den trikoloren Bildern waren für die Künstlerin ursprünglich der Fall des „eisenen Vorhangs“, aber auch Erinnerungen an die Trümmerhaufen in Wien während des Zweiten Weltkrieges. Mimik und Gestik sind stets Thema für Pakosta – auch bei den konstruktivistischen Bildern: „Es geht um Emotionen wie das Gefühl, man sei eingesperrt oder zurückgedrängt – ‚hinter Gittern’. Es geht aber auch um Netzwerke, das Vernetzt-Sein im digitalen Zeitalter. Außerdem sind meine Erinnerungen an den Krieg sehr lebendig.“ sagt die Malerin über die „Balkenbilder“. In der Ausstellung sind nun auch Bilder mit vier Farben und – ein Novum im Werk Pakostas – gebogenen Balken zu sehen. Außerdem werden Zeichnungen gezeigt, die auf kleinem Format und in gedämpften Farben das Prinzip der großen Balkenbilder fortführen. Vor ihrer konstruktivistischen Phase wurde Pakosta mit großen Portraitzeichnungen von Politikern und Museumsdirektoren bekannt. Diese Bildnisse (von u.a. Walter Koschatzky, Alfred Hrdlicka, Friedrich Heer und Helmut Zilk) entwickelten sich aus der Auseinandersetzung mit den „Charakterköpfen“ Franz Xaver Messerschmidts. Pakostas Portraitierte waren allesamt Männer: Museumsdirektoren, Kollegen, Politiker. Pakosta ging mit dem Blick einer Frau an die Bildnisse heran. „Die Frauen, besonders die feministischen, haben oft geglaubt, ich will die Männer heroisieren. Im Gegenteil! Ich habe etwas Karikierendes hineingebracht. Sie wirken bedrohlich, aber auch irgendwie lächerlich. Und genauso ist es ja auch gewesen.“ Die „Maske“ – darunter versteht Pakosta einen strategisch bewusst eingenommenen Gesichtsausdruck – der Politiker, Direktoren und Künstler, sei es gewesen, die sie an den Bildnissen interessiert habe, sagt die Künstlerin. Ähnlichkeit war ihr weniger wichtig als Ausdruck. Deshalb habe sie auch kein Problem damit gehabt, einem Wunsch nach Verschönerung nachzukommen: „Manche Männer haben mir gesagt, ich solle ihnen mehr Haare zeichnen, das sei schöner. Ich bin dem nachgekommen, sie sind schöner als in Wirklichkeit. Genau dieses Idealbild gibt den Portraits etwas Lächerliches.“ Sie habe immer lieber Männer als Frauen gezeichnet, die seien ihr leichter gefallen. „Außer, er hatte einen Bart. Die vielen Haare habe ich nie gern gezeichnet.“ Die subtile Bissigkeit und der Humor der Florentina Pakosta kommen in solchen Aussagen zum Ausdruck. Ihre Unangepasstheit ist auch in den aktuellen Arbeiten zu spüren. Ähnlich wie bei den großformatigen Portraits, die einen so erbarmungslos anblicken, ist es schwer, der einnehmenden Präsenz ihrer neuen Bilder zu entkommen. Von der Malerin, die noch lange nicht ans Aufhören denkt – „Pension? Ehrlich gesagt, ich weiß gar nicht, was das sein soll!“ – ist noch einiges zu erwarten. -- Info: Die Ausstellung „Florentina Pakosta. Rezente Malerei“ in der Galerie Artmark in der Singerstraße 17, 1010 Wien ist noch bis 1. 6. zu sehen. Es ist ein Katalog ("Florentina Pakosta. Malerei seit 1989") erschienen. Im Herbst erscheint ein Buch von Peter Gorsen: „Passagen der Bildsatire durch den globalen Medienoptimismus. Das Bildniswerk von Florentina Pakosta im Rückblick auf die Physiognomika F. X. Messerschmidts und Arthur Schopenhauers“ im Ritter Verlag
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Florentina Pakosta - Rezente Malerei
25.04 - 01.06.2013

Artmark Galerie Johannes Haller
1010 Wien, Singerstraße 17
Tel: +43 660 9010 331
Email: office@artmark.at
http://www.artmark.at
Öffnungszeiten: Do-Fr 13-18, Sa 11-18


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