Iris Meder †,
Kleiner Raum, große Wirkung
Gegeben war ein 42 Quadratmeter großes Geschäftslokal mit historischem Glasportal in der Neubaugasse: hoch, schmal und sehr tief. Raum finden sollte die Infrastruktur eines Optikergeschäfts mit Sehstärkenmessung, Büro und ausreichend Präsentationsfläche für die Brillen. Statt die große Raumtiefe zu nivellieren, verstärken sie Friedel Winkler und Peter Achhorner durch eine verspiegelte Rückwand. Das lange Brillenregal, das die ganze rechte Seite der Räumlichkeiten einnimmt, dehnt sich so optisch ins Unendliche und entfaltet eine Sogwirkung von der Glastür weg in das Geschäftsinnere; ein ebenso klassisches wie effektives Mittel zur optischen Raumerweiterung und Vermeidung von Höhleneffekten. Die dynamischen Horizontalen der Displaywand werden zusätzlich durch die indirekte Beleuchtung betont, die ein regelmäßiges Schwarz-Weiß-Streifenmuster entstehen lässt.
Der linke Teil des Raums dient der Geschäftsabwicklung. Vom Bereich des informativen Schauens (mit dunklem Parkett) ist er schon durch den ockergelben Boden abgesetzt. Der gelbe Bodenbelag wird unversehens raumbildend, wenn er sich zur Kassentheke auffaltet (unter der der Parkettboden konsequenterweise bestehen bleibt), einen Pfeiler durchschneidet, an der Rückwand umbricht und als abgehängte Zwischendecke wieder bis zum straßenseitigen Fenster nach vorn klappt. Der reinweiß gehaltenen eigentlichen Wand ist so eine Raumskulptur vorgesetzt, die auch technische Einrichtungen und Lagerflächen aufnimmt und zum multifunktionalen plastischen Möbel wird.
Die am Fensterbrett beginnende gelbe Raumklammer holt die in die Tiefe führende Bewegung wieder zum Straßenbereich zurück. Durch die Rechts-Links-Teilung ergibt sich zusätzlich eine Zonierung, die die Dualität von Gasse und Platz, Bewegung und Ruhe auf kleinstem Raum paraphrasiert. Die Vereinheitlichung und der gezielte Einsatz klar definierter Mittel ergeben eine ungemein großzügige Wirkung.
Friedel Winkler (Rataplan)/Peter Achhorner, Brillenmanufaktur, Neubaug. 18, 1070 Wien
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