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Berlinde De Bruyckere - Leibhaftig: Im Fluss des Lebens

Mit Berlinde De Bruyckere, der Vertreterin Belgiens auf der heurigen Biennale di Venezia, präsentiert das Kunsthaus Graz eine Künstlerin, die alles andere als laut und pompös, sondern still und unprätentiös ist – persönlich, und in ihrem Werk. „Leibhaftig“, Bezug nehmend auf die Körperlichkeit, die den Skulpturen der Künstlerin immanent ist, klingt einerseits nach christlicher Überhöhung, andererseits nach etwas sehr Erdigem, Körperlichem, dem, was De Bryckeres Arbeiten ausmacht. Das Fließende spricht Kuratorin Katrin Bucher-Trantow als spezifischen Aspekt der Ausstellung an und so gleitet man als BetrachterIn an einer fließend durch den Raum geschwungenen Wand – hier Schwarz, dort Weiß – von einer Skulptur zu nächsten. Querverweise und Hinweise auf unsere Kulturgeschichte finden sich in den zu Skulpturen gestapelten Einzelteilen von exakt abgegossenen Körperteilen von Menschen, Tieren und Pflanzen, die in ihrer De-Konstruktion zu etwas Ganzem werden. Geschichtet auf einem wie ein Altar anmutenden Podest liegt „Actaeon“, der junge Jäger aus Ovids Metamorphosen, dem sein zufälliges Zusammentreffen mit der nackten, badenden Artemis das Leben kostet. Das Hirschgeweih ist nicht nur Ausdruck des Lebens, sondern auch Ausdruck des Todes. Der Bezug auf das Material spielt eine große Rolle in De Bruyckeres Werk, selbst bei den Podesten ist nichts undurchdacht. So baut sie diese aus Material, das sie in ihrem Haus bereits verwendet hatte, sie lässt die Glasstürze weg, da das der Präsentation geschadet hätte. Im Schoß der Wand, geschützt wie in einer Höhle, ist „The Wound“ zu sehen, eine hängende Skulptur, die sich an verletzten Körpern krebskranker Frauen orientiert. Bildmaterial, Filme, Bücher, Kunstwerke, das sind Ausgangspunkte für die berührenden Skulpturen Berlinde De Bruyckeres. Und kaum biegt man um die Ecke, gerät man über die Wucht von zwei auf einem rostigen Baugerüst gestapelten Pferdekörpern – „Le Deux“ – in Erstaunen. Man spürt den Krieg, das Dahinsiechen und das Leid ohne großartige Erklärungen. Diese Ausstellung ist nicht groß gemessen an der Quantität, sie ist groß gemessen an der Qualität der Arbeiten. Berlinde De Bruyckere schafft ein Universum des menschlichen Seins im Fluss von Leben und Tod.
Mehr Texte von Nora Theiss

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Berlinde De Bruyckere - Leibhaftig
15.02 - 12.05.2013

Kunsthaus Graz
8020 Graz, Lendkai 1
Tel: +43/316/8017-9200, Fax: +43/316/8017-9800
Email: info@kunsthausgraz.at
http://www.kunsthausgraz.at
Öffnungszeiten: Di-So 10-18, Do 10-20 Uhr


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