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Maria Lassnig. Der Ort der Bilder: Der wache Bauch

Wo befinden sich die Bilder und wie werden sie zum Ausdruck gebracht? Zwei Fragestellungen, die durchaus Maria Lassnigs Werk umschreiben. In jedem Fall aber zwei Fragestellungen, mit denen sich die aktuelle Ausstellung in der Neuen Galerie Graz in Bezug auf Lassnigs Werk beschäftigt. Diese kompakte und äußerst intelligente, mit viel Gefühl zusammengestellte Werkschau straft alle jene Lügen, die meinten, es gäbe in der Post-Peter-Weibel-Ära keine nennenswerten Ausstellungen mehr in Graz. Den wissenschaftlichen Rahmen bilden neueste Erkenntnisse und Strömungen in den Bildwissenschaften, unter deren Aspekten das Sehen und Wahrnehmen von Kunstwerken neu bewertet und analysiert wird. An Maria Lassnigs Œuvre lassen sich diese wissenschaftlichen Thesen eines W.T.J. Mitchell oder eines Hans Belting wunderbar anwenden. Im Grunde geht es doch aber um die Arbeiten selbst und Lassnigs Werke sprechen für sich und halten – besonders in dieser Ausstellung – aller Kritik stand. Am Anfang steht ein Selbstporträt des Jahres 1945, das alles in sich trägt, was Lassnigs Œuvre ausmacht. Da ist die Auseinandersetzung mit dem eigenen Erscheinungsbild und da ist die Farbigkeit. Der unruhige Farbauftrag ist noch ganz im Stile ihres Lehrers Herbert Böckl, aber man sieht doch mit welchen Fragen sich Lassnig beschäftigt. Das Körpergefühl ist ein immer wieder genannter Begriff – das Gefühl nicht aus dem Bauch heraus, wo es sich befindet, zum Ausdruck zu bringen, sondern aus dem Kopf heraus. Wenn sich Lassnig dann beim Malen hinlegt, um dieses Körpergefühl bestmöglich nachzuempfinden, dann ist sie vom Aktionismus nicht so weit entfernt, auch wenn sie diesem nicht weiter zuzurechnen ist. In weiterer Folge darf man Werke betrachten, die thematischen Blöcken zugeordnet sind: Porträts in großen Farbflächen gestaltet, Figurationen der Pariser Zeit, die Serie der Be-Ziehungen, die kompositorisch besonders auffallen. Ein Großteil der Arbeiten war noch nie zu sehen, da Lassnig von Beginn an Arbeiten in ihrem Atelier behalten hat. Lassnig arbeitet so konsequent an ihren Fragestellungen und hat bis heute nichts an ihrer Wachheit verloren. Die Chronologie spielt hier keine Rolle, da ihr unermüdlicher Versuch, Bilder zu verorten, nie an Aktualität verliert. Bemerkenswert ist dennoch die intensive Farbigkeit der jüngsten Arbeiten!
Mehr Texte von Nora Theiss

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Maria Lassnig. Der Ort der Bilder
17.11.2012 - 28.04.2013

Neue Galerie Graz
8010 Graz, Joanneumsviertel
Tel: +43 316 8017-9100
Email: joanneumsviertel@museum-joanneum.at
http://www.neuegalerie.at
Öffnungszeiten: Di-So 10-17 h


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