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Absolute Democracy: Weites Feld – klare Struktur

Das Politische in der Kunst und wie weit diese verändernd wirkt, wird im heurigen steirischen herbst verhandelt. Die Ausstellung „Absolute Democracy“, kuratiert von Oliver Ressler und Carlos Motta, ist ein weiteres Beispiel dafür, wie weit dieses Feld ist und welch unterschiedliche Ansätze es gibt. Bezugnehmend auf Konzepte von Toni Negri und Michael Hardt, an denen kein halbwegs vernünftig denkender Kapitalismusgegner vorbeikommt, variieren die Ansätze der gezeigten Arbeiten. So hat Nicoline van Harskamp einen Raum mit einer äußerst intelligenten Installation aus Video- und Audioelementen gestaltet, in der sie die Thematik der Anarchie behandelt. Das Briefarchiv des niederländischen Anarchisten Karl Max Kreuger ist der Ausgangspunkt für eine Sammlung an abgeschriebenen Notizen und Zitaten aus den Briefen, die nicht aus dem Archiv entlehnbar sind, sowie mit Schauspielern nachempfundene Sequenzen, bzw. ein inszeniertes Zusammentreffen unterschiedlichster Korrespondenzpartner Kruegers aus aller Welt. Den Zeitpunkt der Entstehung einer Konstitution wiederum dient Mariam Ghani als Ausgangspunkt für ein raumgreifendes Konzept, das aus einer dreiteiligen Videoinstallation über die verfassungsgebende Versammlung in einem Zeltkomplex in Kabul, dessen architektonische Konstruktion als Plan sowie einer gedruckten Informationsbroschüre besteht. Das Entstehen einer Verfassung in einem Land, wo Stammesrechte von hoher Bedeutung sind, und die Architektur des Ortes sind hier ganz konkret miteinander verknüpft. Bereits von außen empfangen die Besucher die wuchtigen Wandbilder der kollektiven Arbeit von Nikolay Oleynikov, der innerhalb von sechs Tagen mit einer Gruppe nicht nur Bibliotheken durchforstet, sondern neben Vorträgen, Diskussionen, Lesetreffen auch Turneinheiten und Kickboxen praktiziert hat. Oleynikovs Kommentar über gewaltsamen Widerstand in Politik und Kapitalismuskritik zeigt, dass auch das Radikale latent anwesend ist. Oliver Ressler, der sich schon seit langem und immer wieder mit Alternativen zum vorherrschenden System auseinander gesetzt hat, und sich selbst als Katalysator bezeichnet, der alternative Projekte an die Öffentlichkeit bringt, besticht auch in dieser Ausstellung mit der Auswahl der Künstler und deren Arbeiten als stringenter Denker und Künstler, der ein klares Anliegen hat und dieses auch mit ästhetischem Anspruch vermitteln kann.
Mehr Texte von Nora Theiss

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Absolute Democracy
29.09 - 21.12.2012

< rotor > Verein für zeitgenössische Kunst
8020 Graz, Volksgartenstraße 6a
Tel: 0043 / 316 / 688306, Fax: 0043 / 316 / 688306
Email: rotor@mur.at
http://rotor.mur.at
Öffnungszeiten: Mo-Fr 10-18 Uhr, Sa 12-16 Uhr


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