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ARCOmadrid 2012: Kunst gegen Krise

Das Wetter ist selbst für Madrider Verhältnisse eisig. Die politische und wirtschaftliche Stimmung im Land alles andere als optimistisch, umso erfreulicher ist der Rundgang über die 31. Messe für Zeitgenössische Kunst Arco. Das Konzept des Messeleiters Carlos Urroz, den Pessimismus für einige Tage in seine Schranken zu weisen, scheint aufzugehen. 215 Galerien aus 29 Ländern zeigen viel Malerei, viel Skulpturen, Installationen und Fotografie. Die beiden großzügig bestückten Messehallen bieten von Damien Hirst bis Salvador Dalí und Ai Weiwei bis zu Entdeckungen in der Sektion Opening einen Rundgang, den Stiftungen und Sammler in den ersten Stunden mit Ankäufen belohnen. Gast sind in diesem Jahr 14 Galerien aus den Niederlanden. Neu ist die Möglichkeit, einen einzelnen Künstler pro Galerie herauszuheben. Das hat im Vorfeld Interesse auf sich gezogen und den einen oder anderen Verkauf vorbereitet. Etwa bei Levy, aus Hamburg/Berlin, den intimen Kasten von Meret Oppenheim „Der Anhänger“ und zwei großformatige Zeichnungen von Michael Landy bei Sabine Knust aus München. Die Veteranin Helga de Alvear aus Madrid hat ein fragiles Werk des Kanadiers Marcel Dzama reserviert: der kleine Bühnenkasten mit Silhouetten vieler kleiner Leute „Rebellion Lay in her Way“ von 2011 kostet 60 000 US$, ein verschwommenes Lackbild des kosmopoliten Spaniers Prudencio Irazábal, frisch von 2012, ist für 15 000 Euro sogleich verkauft. Viel Malerei als Blickfang: Raquel Ponce aus Madrid hat ein enormes Breitwandbild von Santiago Ydañez, das viele Männer in roten Anzügen mit dem Sensenmann im Hintergrund darstellt. Die beunruhigende Szene kostet 26 000 Euro. Bei Soledad Lorenzo ist eine farbenfrohe geometrisch inspirierte Leinwand von Juan Uslé reserviert. Aus Österreich sind diesmal weniger Galerien als in den Vorjahren dabei. Doch die Galerie Hilger aus Wien bescheinigt positive Stimmung und hat in den ersten Stunden einen Army-Rucksack von Sara Rahbar verkauft (2010, 16 000 Euro). Bei Krinzinger wartet „Der Geilblubbernde in Zivil“, eine große Leinwand von Jonathan Meese (35 000 Euro). Erschöpft an der Wand lehnt bei Alfredo Viñas aus Málaga einer von sechs Terrakotta-Männern der Künstlerzwillinge MP+MP Rosado (Unikat 16 500 Euro). Gesellschaftskritische Werke spielen auf die Umweltverschmutzung an, etwa Daniel Canogars Lichtkasten mit Plastikmüll im türkisfarbenen Wasser bei Max Estrella aus Madrid (17 000 Euro, Auflage 5). Der Diktator Franco konserviere sich noch immer in aller Köpfe in Spanien, meint Eugenio Merino und steckt eine Latexfigur des Caudillo in einen Coca Cola-Kühlschrank. Bei ADN aus Barcelona für 30 000 Euro. Die iberoamerikanische Brücke wird durch die Sektion Solo Projects: Focus Lateinamerika geschlagen und Galerien im Hauptprogramm. Ein enormes ornamentales Akrylbild von Delson Uchoa „Trevo“ (1994/2007) ist Blickfang bei Luciana Brito aus Sao Paulo (120 000 US$) Junge Galerien, die maximal sieben Jahre im Geschäft sind, versammelt die Sektion Opening. Hier zeigt die Post Box Gallery aus London zwei Unikate der in England lebenden Polin Joanna Bryniarska. Die wie gemalt wirkenden grobkörnigen Fotoarbeiten sind im Labor entstanden und als Kritik an den digitalen Serienproduktionen zu verstehen. Die kleine Arbeit „And her Bunch of Grapes“ von 2012 ist für 3000 Pfund bereits verkauft. Eine Einzelschau liefert die Madrider Galerie Espacio Mínimo. Sie zeigt das jüngste Werk des Holländers Erwin Olaf, die Installation „The Keyhole“: ein geschlossener Raum mit zwei Türen, in dem zwei Videos laufen, die man durchs Schlüsselloch betrachten kann. Das stößt auf reges Interesse und ein Jugendlicher schmunzelt belustigt vor sich hin (100 000 Euro).
Mehr Texte von Clementine Kügler

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ARCOmadrid 2012
15 - 19.02.2012

ARCO
28042 Madrid, Parque de Juan Carlos 1
http://www.arco.ifema.es


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