Werbung
,

Franz Ringel 1940 - 2011

Zum ersten Mal traf ich Franz Ringel im Cafe Dobner. Es war Anfang der 70er Jahre und gemeinsam mit Peter Infeld wollten wir eine Grafikauflage mit ihm besprechen. Das Cafe Dobner war damals die Heimstätte vieler Künstler und Außenseiter: Spiellokal und Gasthaus in einem fanden sich hier der Ali vom Naschmarkt mit dem Notwehrspezialisten ebenso wie Walter Navratil, Franzi Heller, Eduard Angeli und viele andere alle vereint in dem Wunsch großes zuerreichen und Schmäh zu führen, um zu spielen oder Hermis unvergleichliche Schnitzel zu essen. Franz war schon damals etwas Besonderes – sogar der große Einzelgänger Dubuffet war sein Förderer. Er hatte nach der Wirklichkeiten-Ausstellung in der Secession mit seinen Kollegen bereits im Atelier Jacob in Paris ausgestellt das Dubuffet zugeschrieben wurde. Unser Treffen im Deux Magots und der anschließende Ausstellungsbesuch im Atelier in St. Germain, wird mir unvergessen bleiben. Seine Selbstsicherheit und seine Bereitschaft schon früh den grantigen Star der Runde zu geben beeindruckte uns alle. Ringels Arbeit war von den Künstlern aus Gugging ebenso beeinflusst wie von französischen Künstlern wie Anselme Bois Vives aber auch die Wiener Schule fand man in den frühen Werken. Sein Galerist in Frankfurt war Heinrich von Sydow, auch Galerist von Bellmer und Ernst Fuchs. Er hatte Erfolg und war der Erste der eine monatliche Zahlung erhielt – aber er war auch der kapriziöse, der unverlässliche Künstler – ich werde nie den dunklen riesigen Stand an der ersten Wiener Kunstmesse Interkunst im Palais Liechtenstein vergessen, wo der Galerist der soeben erst den Ringel Katalog zur Ausstellung im Museums des 20. Jahrhunderts finanziert hatte, ohne Bilder saß. Ausstellungen in Amsterdam bei d’Eendt im selben Jahrzehnt und das Interesse vieler großer Sammler ließen ihn früh zum Star der Wiener Szene werden. Mehrere radikale Stilwechsel – meist begleitet oder auch hervorgerufen durch neue Frauenbekanntschaften – konnten diesem Erfolg nur kurzzeitig bremsen. Seit den 80er Jahren begleitete ihn als Freund Sammler Galerist Heinrich Steinek – ihre täglichen Mittagessen im Cafe Gutruf oder anderen Lokalen wurden zu einem Fixpunkt in Ringels Leben. (Ihm gilt mein besonderes Beileid. Danke für die beiden Ausstellungen von Franz die du mir ermöglicht hast). Franz Ringel war kein Mensch der glücklich sein konnte. Seine Ehen endeten tragisch oder dramatisch, von früher Jugend – den Grazer Tagen –, war der Alkohol ein ebenso treuer Begleiter wie seine Freunde Wolfi Bauer und Joe Berger, um nur die Wichtigsten zu nennen. Verehrer zu denen Hannes Androsch ebenso wie Beppo Mauhardt gehören, initiierten eine Reihe von Publikationen, die vielleicht am meisten beachtete sein Skizzenbuch für Maria, seine durch Freitod von ihm gegangene zweite Ehefrau. Der trendprofil-Verlag begleitete eine vielbeachtete Ausstellung in den 90er Jahren im Kunsthistorischen Museum/Palais Harrach mit einem besonderen Buch, ebenso wie seine letzte große Ausstellung, die ihm vom Sammler Essl ausgerichtet wurde, von einer aufschlussreichen Publikation begleitet wurde. Mehrere Versuche den Alkoholkonsum zu stoppen, begleitet von immer wieder erstaunlichen neuen Bildfindungen, waren am Schluß nicht mehr erfolgreich. Die österreichische Szene verliert nach Alfred Hrdlicka, Markus Prachensky, Georg Eisler nun einen der letzten von jener Gruppe der „Bauch- und Emotionskünstler“ deren Werk echt und wirklich oft auch unangenehm, aber immer nicht anders sein konnte, als ein Spiegelbild der Persönlichkeit des Künstlers. Mein Vater hat immer im Herbst die Äpfel im Keller aufgelegt und wir durften immer nur die essen, die schon Flecken hatten, für meinen ersten Verkauf hab ich mir dann einen Frischen reifen Apfel gekauft – das war für mich Reichtum (Franz Ringel ) Ein Ewigkeit frische Äpfel mein Freund – wo immer du auch bist.
Mehr Texte von Ernst Hilger

Werbung
Werbung
Werbung

Gratis aber wertvoll!
Ihnen ist eine unabhängige, engagierte Kunstkritik etwas wert? Dann unterstützen Sie das artmagazine mit einem Betrag Ihrer Wahl. Egal ob einmalig oder regelmäßig, Ihren Beitrag verwenden wir zum Ausbau der Redaktion, um noch umfangreicher über Ausstellungen und die Kunstszene zu berichten.
Kunst braucht Kritik!
Ja ich will

Werbung
Werbung
Werbung
Werbung

Ihre Meinung

Noch kein Posting in diesem Forum

Das artmagazine bietet allen LeserInnen die Möglichkeit, ihre Meinung zu Artikeln, Ausstellungen und Themen abzugeben. Das artmagazine übernimmt keine Verantwortung für den Inhalt der abgegebenen Meinungen, behält sich aber vor, Beiträge die gegen geltendes Recht verstoßen oder grob unsachlich oder moralisch bedenklich sind, nach eigenem Ermessen zu löschen.

© 2000 - 2024 artmagazine Kunst-Informationsgesellschaft m.b.H.

Bezahlte Anzeige
Bezahlte Anzeige
Bezahlte Anzeige
Gefördert durch: