artmagazine Redaktion,
Preis für bestes Bergfoto an Hamish Fulton
Er ist in zwei Welten zu Hause: in der Kunstwelt, die ihn mit zahlreichen Ausstellungen – wie etwa auf der documenta 6, 7 und 8 oder in der Tate Britain – geehrt hat, und in der realen Welt, die er sich seit fast vierzig Jahren Schritt für Schritt im wahrsten Sinn des Wortes er-geht. „Walking artist“ nennt sich Hamish Fulton, der die Eindrücke und Gedanken seiner Wanderungen in Installationen und Fotos verarbeitet. Nach einer 47-tägigen Wanderung im Jahr 1973 hatte Fulton entschieden nur noch Kunstwerke zu produzieren „resulting from the experience of individual walks“. Eine Strategie die anfangs auch den objekzentrierten Kunstmarkt kritisierte: „A walk has a life of its own and does not need to be materialised into an artwork. An artwork may be puchased but a walk cannot be sold.“ Heute zählt Fulton zu den bekanntesten Konzeptkünstlern und ist seit kurzem um eine Auszeichnung reicher: Die Jury des von der Tirol Werbung ausgeschriebenen Wettbewerbs um das beste Bergfoto des Jahres kürte Fultons Dokumentarbild seines bisher wohl anstrengensten „Walks“ zum Siegerfoto.
Im Jahr 2009 war Fulton, begleitet von Sherpas und ausgerüstet mit Sauerstofflaschen in 49 Tagen auf den Mount Everest gestiegen. Das am Morgen des 19. Mai 2009 aufgenommene Foto zeigt Fulton mit Sonnenbrille und Sauerstoffmaske sichtlich gezeichnet von der Anstrengung des Aufstiegs. Die in nüchternen Worten in das Bild gesetzte Schrift verkündet lapidar die zentralen Details der Expedition. Keine Aussicht vom „Dach der Welt“, keine triumphale Pose die den „Gipfelsieg“ illustrieren würde, sondern die alleinige Konzentration auf die persönliche Erfahrung stehen im Zentrum des Fotos.
Schön dass auch eine Tourismuswerbung-Jury die künstlerische Qualität der Arbeit von Hamish Fulton erkannt hat. Hoffentlich wird das Bild jetzt nicht zur Bewerbung des ohnehin schon ausufernden Everest-Tourismus eingesetzt.
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