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Utopie und Monument II. Über die Virtuosität des Öffentlichen : Was vom Tage übrig blieb

Mit Monument und Utopie II nimmt sich der steirische herbst des öffentlichen Raums der Stadt Graz ein weiteres Mal an und komplettiert mit zehn künstlerischen Arbeiten das letztes Jahr begonnene von Sabine Breitwieser kuratierte Projekt. Ein Statement der Kuratorin lautet, dass der öffentliche Raum nur mehr beschränkt der Öffentlichkeit zur Verfügung steht. Nun – er steht in jedem Fall einer Öffentlichkeit zur Verfügung, oft ist es jedoch eine stark eingegrenzte, wenn es sich etwa in Wahlkampfzeiten um Parteiveranstaltungen handelt, oder er muss geteilt werden, wenn zeitgleich mit der Installation von Isa Genzken am Mariahilferplatz ebendort Designer-Bänke aufgestellt, besser gesagt wie Kettenhunde an die Leine gelegt werden. Auch das Suchen und Finden der Örtlichkeit ist mit gewissen Widrigkeiten konfrontiert. So musste das Projekt von Angela Ferreira gleich dreimal einen Ortswechsel in Kauf nehmen, bevor es im Volksgarten zur Ruhe, oder Unruhe, kommen durfte. Auch John Knight musste umdisponieren, da das Verstummen lassen der Kirchenglocken weder während der Dauer der Ausstellung noch in beschränkterem Rahmen von Seiten der katholischen Kirche gebilligt, bzw. genehmigt wurde. Er ließ nun die Werbefahnen an den Masten in der Herrengasse raffen und ruft das Nicht-Sichtbare ins Bewusstsein des reizüberfluteten Menschen des 21. Jahrhunderts. Michael Schusters Arbeit „Auf ein Wort“ kam gar nicht erst zur Ausführung, da das Bürgermeisteramt auf Berufung des Denkmalschutzes von einer Genehmigung der Anbringung seiner Leuchtschrifttafel absah. Ein Ausweg wurde insofern gefunden, als die Arbeit nun in den beiden Printmedien „Der Standard“ und „Die Kleine Zeitung“ abgedruckt ist. Die Peinlichkeit, der sich das Bürgermeisteramt aussetzt, ist definitiv eine größere, als es die Anbringung der Arbeit bedeutet hätte. Das Schöne an Kunst im öffentlichen Raum ist das Bewusstmachen von Örtlichkeiten. Sabine Breitwieser hebt hervor, dass Künstler eine Stadt oft anders wahrnehmen als deren Bewohner, und so legt das „Projekt für Pergola“ von Armando Andrade Tudela den Fokus auf einen von einer Pergola akzentuierten Lüftungsschacht einer Tiefgarage und ruft so ins Bewusstsein, was vielleicht schon lange nicht mehr sichtbar war. Ob mit den zehn Projekten der Ausstellung tatsächlich nachhaltig in der Stadt etwas verändert wird, darf mit einem Fragezeichen versehen werden, da die Öffentlichkeit schneller aus dem Bewusstsein streicht, was nicht mehr sichtbar ist, als es jeglicher Manifestation lieb ist.
Mehr Texte von Nora Theiss

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Utopie und Monument II. Über die Virtuosität des Öffentlichen
25.09 - 02.11.2010

Ausstellungspavillon Tummelplatz / öffentlicher Raum
8010 Graz, Tummelplatz
http://www.steirischerherbst.at/


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