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Michael Kienzer - Skulptur: Das Abfussrohr ist ein Abflussrohr ist kein Abflussrohr

Ein Knäuel darf in keiner Ausstellung von Michael Kienzer fehlen. Der, den der 48-Jährige in der Innsbrucker Galerie Thoman in ein Eck gehängt hat, war aus Aluminiumkabel gewickelt und in seiner kunstvollen Kunstlosigkeit von ganz besonderem Reiz. Kienzer ist Bildhauer, sein Lehrer war Bruno Gironcoli, seine Werkstoffe sind ganz banale Abflussrohre, Glasscheiben, Metallprofile oder Kunststoffplatten, aber auch ein altes Stativ oder ein ausrangierter Bürostuhl können Teile seiner Skulpturen werden. Bei Thoman hat Kienzer fast ausschließlich ganz neue Arbeiten gezeigt, die wunderbar unaufgeregte Setzungen im Raum sind. Was auf einen ersten Blick allerdings wie zufällig anmutet, erweist sich sehr schnell als durchdachtes Spiel mit Materialien und Haptiken, mit Offenem und Geschlossenem, Linerarem und Flächigem, Hartem und Weichem. Kopf und Bauch des Betrachters sind hier gleichermaßen gefragt, Erinnertes taucht unwillkürlich auf, um sich im selben Moment als Teil eines rein artifizellen Spiels zu erweisen. Kienzer selbst beschreibt sein Arbeiten als spannenden Prozess aus Aktion und Reaktion, in dem er so manches auch einfach passieren lasse. Wobei ihm wichtig ist, dass das Abflussroh letztlich ein Abflussrohr bleibt, der alte Drehstuhl nicht zum pittoresken Fetisch verkommt. Nach wie vor arbeitet Kienzer gern mit Schichtungen. Etwa von Glasplatten, zwischen die Buchstaben sich so raffiniert überlagernd gelegt sind, dass deren Entschlüsselung sich als kniffelige Denksportaufgabe erweist, deren Lösung allerdings großzügig mit ästhetischem Genuss belohnt wird. In anderen Arbeiten spielt Kienzer dagegen mit dem labilen Gleichgewicht an die Galeriewand gelehnter Stapel horizontal wie vertikal verzahnter Stapel. In ihrer spielerischen Leichtigkeit muten diese Skulturen wie Raum gewordene Zeichnungen an. Ein Genre, das Kienzer exzellent beherrscht, wie seine leichthändig auf Papieren hinterlassenen Zeichen erkennen lassen, die ebenfalls bei Thoman zu sehen waren.
Mehr Texte von Edith Schlocker

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Michael Kienzer - Skulptur
17.09 - 30.10.2010

Galerie Elisabeth & Klaus Thoman
6020 Innsbruck, Maria-Theresien Straße 34
Tel: +43-1-512 -57 57 85, Fax: +43-1-512 -57 57 85 13
Email: galerie@galeriethoman.com
http://www.galeriethoman.com
Öffnungszeiten: Mi-Fr 12-14 h


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