Werbung
,

Teresa Hubbard & Alexander Birchler - No Room to Answer: Suspense in Endlosschleife

Seit dem Beginn der 1990er Jahre arbeiten die in Dublin geborene Teresa Hubbard (*1965) und der aus dem schweizerischen Baden stammende Alexander Birchler (*1962) als Künstlerduo Hubbard/Birchler zusammen. Mit Objekten, Fotografien und Videoinstallationen aus den Jahren 1990 bis 2008 zeigt das Aargauer Kunsthaus Aarau gegenwärtig die bisher umfangreichste Überblicksausstellung der beiden Kunstschaffenden, die heute in Austin, Texas leben. Die intensive Beschäftigung mit dem Erzeugen von Illusionen und den dazu notwendigen, stilistischen Mitteln zieht sich wie ein roter Faden durch ihr Schaffen, das gerade das Filmische in den Fotografien und die Qualitäten des stehenden Bildes in den aufwendig produzierten Videoarbeiten betont. Story und Struktur der meisten Videos gehen eine enge Verbindung ein, wie etwa in „Single Wide“ von 2002, wo sich die Wechselwirkungen zwischen Innen- und Aussenwelt in der Endlosschleife mit dem Handlungsstrang verschränken: Mit voller Wucht fährt eine verzweifelte Frau ihren Pick-up-Truck in die Küche eines Trailer-Home, und nochmals und nochmals und nochmals. Die auswegslose Stimmung ihrer Situation wird durch den Loop, aus dem es kein Entrinnen gibt, untermauert, während die Kamera die Geschehnisse rund um das als Guckkastenbühne aufgebaute Heim ruhig fliessend, praktisch ohne Schnitt in mehreren Rundumfahrten von innen nach aussen festhält und damit die Handlung vorwärts transportiert. Ohne jede Worte sind es Bilder, die bei Hubbard/Birlcher zu betörenden Geschichtenerzählern werden, unterstützt durch Alltagsgeräusche und Musik, die Gefühle vermitteln. Im Spiel mit den Erwartungen baut sich nicht selten eine Spannung bis kurz vor dem Klimax auf, ohne sich zu entladen. Zurück bleibt Ambivalenz, so auch in der achtteiligen Fotoserie „Falling Down“ (1996): Wie festgefroren wirkt der Moment, in dem den Protagonisten etwas aus den Händen fällt, ein Buch, ein Kissen, Geld. Die Gründe, welche zu diesen „Standbildern“ führten, bleiben ausgeblendet und rätselhaft. Die vermeintlichen Spontanaufnahmen entpuppen sich als minutiös arrangierte Szenen, in denen die fallenden Gegenstände mit kaum sichtbaren Fäden ausserhalb des Bildfeldes aufgehängt wurden: Suspense im wahrsten Sinne des Wortes. Mit „Grand Paris Texas“ von 2008 wird ausserdem Hubbard/Birlchers erster traditioneller Film gezeigt, der mit einer Dauer von 54 Minuten über ein konventionellen Beginn und ein ebenso herkömmliches Ende verfügt. Im Zentrum des dokumentarischen Streifens steht „The Grand“, die Ruine eines ehemals prosperierenden Kinos, heute ein verlassenes, heruntergekommenes Gemäuer mitten in der texanischen Kleinstadt Paris. Rund um das Illusionstheater prallen Träume und Desillusionierung aufeinander und immer wieder geht es um Vergehen, Vergessen, Entfremdung und Leere - ein feinfühlig-melancholischer Film, dessen Bilder gerade das Nicht-Sehen oder Nicht-Mehr-Sehen-Können illustrieren.
Mehr Texte von Sylvia Mutti †

Werbung
Werbung
Werbung

Gratis aber wertvoll!
Ihnen ist eine unabhängige, engagierte Kunstkritik etwas wert? Dann unterstützen Sie das artmagazine mit einem Betrag Ihrer Wahl. Egal ob einmalig oder regelmäßig, Ihren Beitrag verwenden wir zum Ausbau der Redaktion, um noch umfangreicher über Ausstellungen und die Kunstszene zu berichten.
Kunst braucht Kritik!
Ja ich will

Werbung
Werbung
Werbung
Werbung

Teresa Hubbard & Alexander Birchler - No Room to Answer
05.09 - 08.11.2009

Aargauer Kunsthaus
5001 Aarau, Aargauerplatz
Tel: +41 62 835 23 30, Fax: +41 62 835 23 29
http://www.aargauerkunsthaus.ch
Öffnungszeiten: Di - So 10:00 - 17:00, Do 10:00 - 20:00


Ihre Meinung

Noch kein Posting in diesem Forum

Das artmagazine bietet allen LeserInnen die Möglichkeit, ihre Meinung zu Artikeln, Ausstellungen und Themen abzugeben. Das artmagazine übernimmt keine Verantwortung für den Inhalt der abgegebenen Meinungen, behält sich aber vor, Beiträge die gegen geltendes Recht verstoßen oder grob unsachlich oder moralisch bedenklich sind, nach eigenem Ermessen zu löschen.

© 2000 - 2024 artmagazine Kunst-Informationsgesellschaft m.b.H.

Bezahlte Anzeige
Bezahlte Anzeige
Gefördert durch: