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Seriously Ironic - Positions in Turkish Contemporary Art Scene: Time to Dance

Das Centre PasquArt in Biel präsentiert mit der aktuellen Gruppenausstellung „Seriously Ironic“ einen Einblick in die zeitgenössische Kunstproduktion der Türkei. Aus der Zusammenarbeit der Direktorin Dolores Denaro und der Istanbuler Kuratorin Isin Önöl ist eine Schau hervorgegangen, welche die Gratwanderung zwischen gezeigten Inhalten und der Gemeinsamkeit einer nationalen Zugehörigkeit von Kunstschaffenden gut meistert ohne der Gefahr eines Rundumschlags zur türkischen Kunstszene zu erliegen. Auf einer Bandbreite zwischen ernsthaftem Anliegen und einer ironischen Bearbeitung von Themen lassen sich in der Ausstellung vor allem bei den Videos echte Entdeckungen machen. Viele der Arbeiten kreisen erwartungsgemäss um Aspekte, die mit der heimischen Kultur und der türkischen Gesellschaft in engem Zusammenhang stehen. Die Verhüllung der Frau ist in Form des Kopftuches oder des Tschadors präsent. Nezaket Ekici führt die Verschleierung von Haaren und Gesicht ad absurdum, indem sie sich eine Vielzahl von bunten, modischen Tüchern nacheinander am Kopf feststeckt. Das Symbol des Islam wird dabei zu einem dichten, unförmigen Textilgebilde und verhindert in seiner übertriebenen Verdeckung des Körpers beinahe die Atmung. Anders setzt Ferhat Özgür den Tschador ins Bild: In einer Vorstadtgegend bewegt sich eine verhüllte Frau zu Hip-Hop Sound im Video It’s Time to Dance Now. Der Tanz kommt einer Revolution gleich: Auf den Ruinen der Modernisierungsversuche tanzt wild das scheinbar schwache Geschlecht. Unter dem Tschador blitzen die Springerstiefel hervor. Das Verhältnis der Geschlechter wird auch mit dem Thema der Brautaussteuer und der Heiratsvorbereitung scharfzüngig, doch als ernsthafte Angelegenheit aufgegriffen. Bei Hande Varsat hängt die gestickte Aussteuer am Haken, während Gözde Ilkins mit Get Married, Be Happy die geschwächte Position der Frau in einer männerdominierten Gesellschaft mit zwei ungleich gefüllten Säcken darzustellen weiss. Daneben zeigt die Ausstellung auch Positionen, die weniger nahe an greifbaren Problemen der türkischen Gesellschaft liegen. Poetisch und gleichzeitig unheimlich wirkt das Video von Hale Tenger, in dem sich einer Choreographie gleich zu entspannter Meditationsmusik Vorhänge im Wind bewegen. Darauf folgt eine Nachtaufnahme: Die rosarote Fassade hat sich zu einer schattigen Wand und die Vorhänge zu bedrohlichen Vorboten verändert, die nun zu beunruhigenden Geräuschen flattern. Empfehlenswert ist der handliche Katalog mit einem Text zur Entwicklung der türkischen Kunstszene der Gegenwart und Texten zu allen ausgestellten Positionen.
Mehr Texte von Marianne Wagner

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Seriously Ironic - Positions in Turkish Contemporary Art Scene
28.06 - 30.08.2009

Kunsthaus Pasquart
2502 Biel / Bienne, Seevorstadt 71 Faubourg du Lac
Tel: +41 32 322 55 86, Fax: +41 32 322 61 81
Email: info@pasquart.ch
http://www.pasquart.ch
Öffnungszeiten: Di, Mi,Fr 12-18, Do 12-19, Sa 11-18 h


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