Nora Theiss,
Provisorisches Yoga: Evolution des Gebrauchsgegenstandes
Adolf Loos wäre der Ausgangspunkt der Überlegungen zur aktuellen Ausstellung im Grazer Kunstverein gewesen, sagt Søren Grammel; Loos, der Klarheit im Umgang mit Raumkonzepten gefordert hat, der starke Worte über formale Gültigkeiten gefunden hat und mit dem Text „Ornament und Verbrechen“ (1908) ein Schlagwort kreiert hat, auf das er gerne und allzu leicht reduziert wird. Ihm gegenüber stand in den weiteren Überlegungen Siegfried Kracauer, der selbst nicht Architekt, das Potenzial des Ornaments als Spielform betont. Daraus ergab sich der wenig greifbare Ausstellungstitel zur heurigen Herbst-Ausstellung, mit dem Unvorhergesehenes in festgelegten Abläufen gemeint ist.
Die eingeladenen KünstlerInnen setzen sich indessen mit den unterschiedlichsten Formen von Design, Möbel, Architektur- oder Sportelement auseinander. Diese unterliegen Momenten von Zweckentfremdung, Herauslösung aus ihrem ursprünglichen Kontext, bzw. allgemeinen Verfremdungen, die teils mehr oder weniger ansprechend sind. Wie mit einfachen Mitteln große Wirkung erzielt werden kann, zeigt Henning Bohl, der 16 klappbare Konferenztische in verschiedenen Varianten zueinander aufstellt, sodass sie zu einer Skulptur werden. Fabrics interseason haben eine ganze Serie von Möbel entworfen, die jedoch Veränderungen unterworfen sind. So wird die Sitzfläche eines gängigen Stokke Tripp-Trapp-Kinderhochstuhls mit Wiener Geflecht bespannt, sodass er zu einem Thonet Stokke fusioniert. Der Raumteiler besteht aus Baugitter, das Bett ist mit Raffia Superfine aus Madagaskar bezogen und der Vorhang hängt schlaff von der Decke anstatt das Dachflächenfenster abzuschirmen.
Sofie Thorsens Arbeit „Tiere wollte ich auch nicht gestalten“ (2009) überzeugt nicht nur formal, sie zeugt auch vom Architekturverständnis der Künstlerin sowie intensiver Recherche im Bereich Bauplastik an Wiener Bauten der Nachkriegszeit, welche die Künstlerin aus ihrem Ambiente herauslöst und in einer Diaschau präsentiert sowie Zeichnungen, welche die Struktur der Fassadengestaltungen aufnehmen, auf die Linie reduzieren und in klaren Formen wiedergeben.
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Provisorisches Yoga
27.09 - 19.12.2009
Grazer Kunstverein
8010 Graz, Palais Trauttmansdorff, Burggasse 4
Tel: + 43 316 83 41 41, Fax: + 43 316 83 41 42
Email: office@grazerkunstverein.org
https://www.grazerkunstverein.org/
Öffnungszeiten: Mi-Fr 11-18 h
27.09 - 19.12.2009
Grazer Kunstverein
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