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Wir sind MASKE: Viel mehr als Karneval

Eine Ausstellung im Wiener Völkerkundemuseum geht der ewigen Frage des Menschen nach seinem eigenen Ich auf den Grund und den verschiedenen Rollen, die wir alle in unserem Leben spielen (müssen) – aus uns selbst heraus oder weil es so von uns erwartet wird. Ein Porträtdeckel von Ridolfo del Ghirlandaio aus den Uffizien (um 1510) zieht den Besucher magisch an. Zu sehen ist eine Maske, die an ihren Bändern von zwei Grotesken gehalten wird, die sich wiederum auf je eine Maske stützen. Darüber die Inschrift „Sua cuique persona“ – „Jedem seine Maske“. Dieser Spruch ist programmatisch für die Ausstellung und galt zunächst als möglicher Titel bis er dem einfacheren „Wir sind Maske“ weichen musste. Der Besucher hat nun die Möglichkeit sich eine Kopie dieser Maske vors Gesicht zu halten während er damit durch die Räume geht. Behält er sie bis zum Schluss auf, wird er eine Überraschung erleben: Sein Spiegelbild zeigt ihm „seine“ persönliche „Maske“ – oder aber sein „wahres“ Gesicht. Zwischen dem Original aus Florenz und dem heutigen „Ich mit Maske“ im Spiegel liegen sieben Etappen. Die Werke sind vom Team um Sylvia Ferino-Pagden assoziativ angeordnet worden, was zu witzigen und überraschenden Kombinationen führt. Das „Medusenschild“ Karls V und diverse Turnierhelme befinden sich in unmittelbarer Nähe einer Filmrequisite(!), dem Helm von „Darth Vader“ aus dem „Krieg der Sterne“. Dreht man sich um, blickt man auf schön bestickte Ganzkörperschleier Afghanischer Frauen. Auch das ist Maske? Offenbar. Es ist eine Verhüllung. Dieser intellektuell-hinterfragende und zugleich spielerische Zugang macht im Übrigen die Stärke der Ausstellung aus. Basis dafür bilden viele Objekte aus Wien, aus dem KHM, den Museen für Völkerkunde, für Theater sowie Volkskunde, der Albertina, dem Wien Museum, MAK und MUMOK. Zu den wunderbaren außereuropäischen Beispielen aus heimischem Bestand gesellen sich hochwertige Leihgaben aus dem Ausland. Eine der ältesten Masken der Welt, eine Steinmaske aus Paris ist ca. 7.000 v. Chr. entstanden, etliche Objekte kommen aus Rom wie Berninis „Medusa“ oder der „Dionysosknabe mit Silensmaske“; sowie Gemälde von Poussin, Guardi, G.D. Tiepolo, Longhi und Lippi (siehe Werbeplakat der Ausstellung). Werke aus jüngerer Zeit sind das Maskenkleid „Die Juwelenfrau“ des Modeschöpfers Capucci, Masken von Sartori und Stiefel, Videokunst (Orlan), Picassos „Große Schnee-Eule“ sowie das Auftragswerk „Maskenjoch“ von Daniel Spoerri. Hier wird der Beweis angetreten, dass Masken bei aller Unterschiedlichkeit in Herkunft und Zweck etwas Verbindendes durch alle Kulturen haben und einem Grundbedürfnis des Menschen seit je her entsprechen.
Mehr Texte von Maria-Gabriela Martinkowic

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Wir sind MASKE
24.06 - 28.09.2009

Weltmuseum Wien
1010 Wien, Neue Burg
Tel: +43 1 534 30 – 5052
Email: info@weltmuseumwien.at
http://www.weltmuseumwien.at/
Öffnungszeiten: täglich außer Dienstag 10-18 Uhr


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