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Bessie Nager - hrönir: ‘Voyageurs mobiles’ – unterwegs in der Skulptur

Aus Holz, Lack, Neon und Schaumgummi sind die verschieden großen Objekte, die installativ gruppiert unser Erinnerungsvermögen irritieren. Bei Jorge Luis Borges hat sich Bessie Nager die Bezeichnung „hrönir“ für ihre Ausstellung ausgeliehen. Dieses Wortgebilde lässt sich als ‘Sekundärobjekte’ übersetzen, bleibt philosophisch aber eher unvermittelt. In der Installation ähneln die Einzelteile Haltestangen in Trams, Wartehäuschen oder Möbeln. Die Künstlichkeit und zugleich der Gebrauchscharakter der „Voyageurs Immobiles“ lösen Reflexionen über die traditionelle Skulptur aus. Hineinsetzen, stellen und legen ist erlaubt. Die Besucher sind schnell miteinander in einer Art Haltestelle konfrontiert. Den liegenden Kasten möchte man aber nicht benutzen, wenn man größer ist als 1,20 m; ähnlich wie bei dem mit Stangen gefüllten Kletterkasten besteht die Gefahr im Metall oder in der Enge selbst zum „Voyageur Immobile“ zu geraten. Anders ist das bei dem gigantischen, silbrigen Kissen, das nebenan liegt: Vor einem Holzkasten mit wärmenden Neonröhren lässt man sich auf „Cloud 9“ fallen. Unter den Styroporkugeln ist schon bald der Museumsboden spürbar. Durch die aktive Benutzung wird klar, wie sich die Arbeiten modellhaft auf die Realität beziehen. Auch der Blick auf die rot und blau karierten Billigreisetaschen verdeutlicht: Bewegt man sich auf dem wohligen Kissen, landet man schnell auf dem harten Boden der Tatsachen; eine aktuelle Arbeit bezüglich der Situation von Fremden in fremden Ländern. Bessie Nager interessierte sich für das raum-zeitliche Erleben, für Reisen und unterwegs sein, für soziale Realität und Migration. Den Zugang zu diesen Themen über die Skulptur zu suchen, ist gewagt und verlangt dem Medium und dem Publikum einiges ab. Durch die Gruppierung der Einzelarbeiten entstehen immer wieder neue Konstellationen und aus formalen Beziehungen entwickeln sich inhaltliche. Dieses Reagieren auf Raum und Zeit aktualisiert ihren Inhalt. Sollten die Arbeiten einmal einzeln an Sammlungen verkauft werden, besteht die Gefahr, dass sie ihren Reiz einbüssen und ein Dasein als kontextlose ‘Tertiärobjekte’ fristen. Was dann passieren kann, ist im Solothurner Kunstmuseum in der zeitgleichen Sammlungsausstellung „Bewegter Stillstand“ bereits ernüchternde Realität.
Mehr Texte von Marianne Wagner

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Bessie Nager - hrönir
17.01 - 13.04.2009

Kunstmuseum Solothurn
4500 Solothurn, Werkhofstrasse 30
Tel: +41 32 624 40 00
Email: kunstmuseum@solothurn.ch
http://www.kunstmuseum-so.ch/
Öffnungszeiten: Di-Fr 11-17, Sa, So 10-17 h


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