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Traum und Wirklichkeit. Zeitgenössische Kunst aus dem Nahen Osten: Die Wüste staubsaugen

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Es ist etwas absurd von Gegenwartskunst aus den Ländern des Nahen Ostens oder gar des „Orients“ zu sprechen. Etliche der eingeladenen KünstlerInnen wie Walid Raad oder Lida Abdul leben schon lange nicht mehr dort. Ihre Produktion ist vor allem durch ein kritisches Verhältnis zu ihren Herkunftsländern und die Wechselwirkung mehrerer Kulturen bestimmt. Letzteres gilt auch für die ausgestellten Werke der Schweizer Künstler San Keller oder Reto Leibundgut. Sie hielten sich als Artist-in-Residence für einige Monate in Kairo auf. Das Zentrum Paul Klee zeigt also nicht Kunst aus dem Nahen Osten, sondern über diesen. Die weitgehend gelungene Auswahl der Arbeiten bestätigt dies, obwohl der Ausstellungstitel folglich anders gewichten müsste. Bis auf wenige Ausnahmen wie Shirin Neshats Fotografien vermeiden die Künstler Klischierungen und Pathos. Die Arbeiten begegnen Verklärungen weitgehend mit wachsamen und teils parodistischen Antworten. In Raeda Saadehs Videos reinigt die Protagonistin im schwarzen Tschador mit einem Staubsauger eine Wüstenlandschaft. Einer ähnlichen Tragikkomik begegnet man im Video The Work von Sener Özmen, in welchem erneut Frauen einer Sisyphosarbeit nachgehen: Was zuerst wie eine konzentrierte Handarbeit aussieht, entpuppt sich als unnützes Zerdrücken von Blasen einer Luftpolsterfolie. Es kreisen auch einige Arbeiten um die Grausamkeiten der anhaltenden Konflikte. Visualisiert werden diese größtenteils mit Mitteln der Fiktionalisierung: über Begehren, Wünsche und Sehnsüchte, die sich unter den politischen und gesellschaftlichen Umständen entwickeln. Vergleichbar mit ähnlich ausgerichteten Ausstellungen fällt auf, daß sich die künstlerischen Auseinandersetzungen vor allem in den Medien Video und Fotografie abspielen. Deshalb ist es auch naheliegend, ein Filmprogramm anzubieten, welches das Zentrum Paul Klee vom Experten, der Stiftung Trigon-film, betreuen lässt. Alle Videoarbeiten können von einem der zahlreichen Plastikstühle aus angeschaut werden. Auf manchen Stühlen findet das Publikum die sehr empfehlenswerten Hörstationen des Berner Musikethnologen Thomas Burkhalter. Sie sind geschickt in die Ausstellungsarchitektur integriert und verlinken auf sinnvolle Weise unterschiedliche Lebenswelten. Eine widerspruchsvolle Pädagogisierung stellen dagegen die überflüssigen Displays mit so genannten „Alltagsgegenständen aus dem Orient des 20. Jahrhunderts“ oder der geschmäcklerische Sanddünenanstrich der Ausstellungswände dar. Hinsichtlich ihrer Publikumsadressierung sind solche kuratorischen Gesten bedenklich.
Mehr Texte von Marianne Wagner

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Traum und Wirklichkeit. Zeitgenössische Kunst aus dem Nahen Osten
28.02 - 16.08.2009

Zentrum Paul Klee
3006 Bern, Monument im Fruchtland 3
Tel: +41 31 359 01 01, Fax: +41 31 359 01 02
Email: info@zpk.org
https://www.zpk.org
Öffnungszeiten: Di - So 10-17 h


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