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Tracey Emin - 20 Years: Mehr als ein Bett

Wer 1999 den renommierten britischen “Turner Prize” gewonnen hat? Die nominierte Tracey Emin war es jedenfalls nicht. Trotzdem konnte die Kunstwelt von diesem Zeitpunkt an nicht genug von ihr kriegen; einer Künstlerin aus dem Umfeld der Young Britisch Artists (YBA), die in schonungsloser Offenheit einen vermeintlich behüteten, privaten Rückzugsort in der Tate Gallery zur Schau stellte: ihr Bett. Eine ganze Woche lang hat sie zuvor darin gelebt, geliebt und gelitten, wovon leere Wodkaflaschen, gefüllte Aschenbecher, benutzte Kondome und Tampons, Unterwäsche sowie verschmutzte Bettlaken zeugen. Als sie aus dem Delirium erwachte und realisierte, dass sie bei ihren Ausschweifungen hätte sterben können, beschloss sie, diesen Mikrokosmos des Authentischen, die Quelle der Inspiration und Essenz ihrer Kunst, ihr Leben als Skulptur zu präsentieren. Die unmittelbar zugängliche und verständliche Form ihrer Arbeit katapultierte Tracey Emin mit einem Paukenschlag als Star in den Kunsthimmel. Nach Edinburgh und Malaga zeigt das Kunstmuseum Bern als dritte Station die hervorragende Ausstellung „Tracey Emin. 20 Years“, die vor allem eines zum Ausdruck bringt, dass die Arbeiten der heute 45-Jährigen bei Weitem mehr sind, als die Erzeugnisse einer vermeintlich auf Schockwirkung geeichten Narzisstin. Das explizit autobiografische Werk wurzelt in einem bewegten Leben, erzählt aus weiblicher Perspektive und kennt viele leise Zwischentöne, die nicht selten von einem traurigen oder wütenden Grundakkord begleitet werden, ohne aber je nach Mitleid zu heischen. Emin arbeitet mit allen erdenklichen künstlerischen Mitteln, um am Beispiel ihrer Person allgemeinmenschliche Themen zu diskutieren. Während der 1990er Jahre stürzten zwei traumatische Abtreibungen die Künstlerin in eine tiefe Schaffenskrise. Das Töten einer natürlichen Kreation, eines Kindes, kam dem Tod ihres schöpferischen Zentrums, der Quelle ihrer künstlerischen Ausdruckskraft gleich. Inzwischen ist Kinderwunsch und ungewollte Kinderlosigkeit zu einem zentralen Themenkreis ihrer Werke geworden, die als besonders sensible Zeugnisse weiblicher Befindlichkeit in der Ausstellung herausragen. In Bern hat man nun die Chance, Gegenwartskunst in unmittelbar verständlicher und berührender Form zu erleben.
Mehr Texte von Sylvia Mutti †

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Tracey Emin - 20 Years
19.03 - 14.06.2009

Kunstmuseum Bern
3000 Bern, Hodlerstrasse 12
Tel: +41 31 328 09 44, Fax: +41 31 328 09 55
Email: info@kunstmuseumbern.ch
http://www.kunstmuseumbern.ch
Öffnungszeiten: Di 10.00 - 21.00, Mi - So 10.00 - 17.00


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