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New Folks: Quietschbunter Seltenheitswert

Esther Strauß versucht auf einen Baum zu klettern und scheitert grandios. Drei Maler – Clemens Denk, Philipp Hanich, Thomas Weinberger – essen aus Farbpaletten quietschbuntes Eis. Ursula Maria Probst, artmagazine-Autorin und unter dem Namen female obsessions in mehreren künstlerischen Feldern tätig, zerstört mit einem Presslufthammer eine Wand, auf der in hübscher Schreibschrift geschrieben steht „Everyone says I love you“. Fad wird einem nicht in der aktuellen Ausstellung des Kunstraums Niederösterreich. Die Farbenfreude vieler Arbeiten entspricht ziemlich exakt der Grundstimmung dieser überschwänglichen Schau, für die Künstlerin und Kuratorin Ursula Hübner einige ihrer Studierenden an der Kunstuni Linz sowie etabliertere Kollegen versammelt hat, bei denen sie eine „dringliche, optimistische Bewegung, die keine Stagnation will und keinen schicken Zynismus“ ortet. Dabei wäre es verfehlt, der Ausstellung – der Titel „New Folks“ bezieht sich, dem Multi-Tasking einiger Teilnehmer Rechnung tragend, auf die entsprechende Musikrichtung – übertriebene Heiterkeit zu unterstellen. Viele der Arbeiten kommen zwar recht spritzig daher, seien es die weitgehend in Neonfarben gehaltenen Malereien von Marlene Haderer, die eckigen Zeichnungen von Andrea Lüth oder die ornamentalen Auswüchse von Andreas Karner. Dennoch wird bald klar, dass man hier nicht in der Faschingsabteilung gelandet ist: So hat etwa eingangs erwähntes Trio, das unter dem Namen „Krafftmalerei“ auftritt, gleich am Eingang des Kunstraums eine Art Wunderkammer der Malerei-Verwertung eingerichtet, in der sich Sektflaschen der Marke „Michelangelo“ ebenso finden wie die Hülle eines Pornofilms mit dem Titel „Die flinken Pinsel“. Andererseits jedoch wirkt die Malerei der drei – sie treten auch einzeln auf – eher ernsthaft, fast altmeisterlich. Und auch die feinen Radierungen von Birgit Petri, einer echten Entdeckung, sind mehr als nur hübsch anzusehen, spielen mit dem Verhältnis von Text und Bild. Thematische Ausstellungen, die gut gemacht sind und ein Statement abzugeben vermögen, eine Haltung vermitteln, haben einen gewissen Seltenheitswert. „New Folks“ kann sich auf jeden Fall dazu zählen.
Mehr Texte von Nina Schedlmayer

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New Folks
12.12.2008 - 21.02.2009

Kunstraum Niederoesterreich
1010 Wien, Herrengasse 13
Tel: +43 1 90 42 111, Fax: +43 1 90 42 112
Email: office@kunstraum.net
http://www.kunstraum.net/de
Öffnungszeiten: Di-Fr 11-19, Sa 11-15 h


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