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Ego Documents - Das Autobiografische in der Gegenwartskunst: Konstruktionen des Ich

Fein plätschernd bahnt sich ein Wasserlauf den Weg durch Unmengen an aufgehäuftem Krimskrams, der sich als gesamter Atelierinhalt der Fribourger Künstlerin Isabelle Krieg entpuppt. Ihr „Curriculum“ fliesst durch die Ausstellung „Ego Documents“ im Kunstmuseum Bern und inszeniert das menschliche und künstlerische Dasein als Beziehung zu Gegenständen und poetischen Befreiungsschlag: So überlegt sich Krieg, Ballast abzuwerfen und nach Ausstellungsende im nunmehr leeren Atelier quasi neu zu beginnen. Mit der Ausstellung „Ego Documents. Das Autobiografische in der Gegenwartskunst“ debütiert die 40-jährige Kathleen Bühler als Kuratorin am Berner Kunstmuseum. Die vielschichtige Schau zu den Konstruktionen des Ich hat mit 21 Kunstschaffenden einige Highlights zu bieten, lässt aber leider die klassischen Positionen aus dem Schweizer Kunstschaffen wie etwa die Rollenspiele einer Manon oder eines Urs Lüthi vermissen. Nicht nachvollziehbar ist ausserdem, weswegen im Haus keinerlei Verbindung zur zeitgleichen Ausstellung von James Lee Byars hergestellt wurde. Mit Hilfe der Stiftung Gegenwart konnte die Österreicherin Elke Krystufek als artist in residence gewonnen werden. Ihre farbigen Statements wuchern in wild gepinselten Lettern über den ihr zugedachten Platz hinaus; bemächtigen sich der benachbarten Arbeiten von Louise Bourgeois und Martin Kippenberger. Selbst vor dem Nebenraum macht ihr rahmensprengendes Ego nicht halt und ergänzt etwa On Kawaras entpersönlichte Datumsbilder augenzwinkernd um ein gemaltes „too late“. Krystufeks trashige Ästhetik wirkt auf den ersten Blick wie pietätslose Schmiererei, ist aber nicht zuletzt auch eine Herausforderung an die Bedingungen der Institution Museum und der Grenzziehung einer kuratorischen Hand. Weisse Übermalungen zeugen von einer nachträglichen Zensur durch die Künstlerin, so dass genügend Diskussionsstoff über Zwang und Freiheit von Kunstschaffenden im Spannungsfeld der verschiedenen Player im Kunstsystem gegeben wäre. Doch das beschauliche Bern schweigt: vielleicht aus Ignoranz, möglicherweise aus Toleranz.
Mehr Texte von Sylvia Mutti †

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Ego Documents - Das Autobiografische in der Gegenwartskunst
14.11.2008 - 15.02.2009

Kunstmuseum Bern
3000 Bern, Hodlerstrasse 12
Tel: +41 31 328 09 44, Fax: +41 31 328 09 55
Email: info@kunstmuseumbern.ch
http://www.kunstmuseumbern.ch
Öffnungszeiten: Di 10.00 - 21.00, Mi - So 10.00 - 17.00


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