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The Sunny Side of Gentrification

Paris ist groß und gerade die Ränder der Stadt haben mit Champs Elysée und St. Germain de Près sehr wenig gemein: so auch hier, im Hinterland des Nordbahnhofs: die Straßen sind weiter, die Sitten und Gebräuche der Anrainer mediterraner und die Mieten, wenn schon nicht billig, so zumindest leistbarer. Soziale und en suite immobiliare Aufwertung dieser Viertel wird seit einiger Zeit mit großem Engagement der Stadtverwaltung und von privaten Unternehmen gleichermaßen betrieben. Häuser werden saniert, Parks angelegt und Kultureinrichtungen etabliert: die neue Residence artistique in der Rue Aubervilliers 104 – genannt 104, le centquatre – wurde letztes Wochenende eröffnet und macht einen guten Eindruck: ein 19. Jahrhundert-Bau, in dem über 120 Jahre, die städtischen Pompes funèbres (Leichenbestatter!) ihre Dienste taten, fungiert als Passage zwischen 18. und 19. Bezirk, ist überdachte Gasse mit öffentlichem Raum-Charakter und vom Gefühl der Turbinenhalle in der Tate Modern nicht so fern. Aus dem „théâtre de la mort“ (so sagt es mir der Mediator, der mich durch die Örtlichkeit führt) wird ein Ort der Begegnung zwischen Bevölkerung und Kunst. Insgesamt stehen 6000m2 zur Verfügung: Vielfalt des Programms und Wandelbarkeit der Räume sind das Prinzip. So gibt es 18, zum Teil sehr große, Ateliers in die Künstler aller Disziplinen, von bildend, schreibend, tanzend, filmend, musizierend -ein bis max. 10 Monate eingeladen werden. Zweimal im Jahr wird via Internet ein Aufruf erfolgen, sich zu bewerben und es gibt keine nationalen oder altersbedingten Einschränkungen –Transparenz und Offenheit scheint auch hierbei ein Anliegen. Zusätzlich zu den Arbeitsräumen gibt es zwei große Veranstaltungssäle, die sowohl von den Stipendiaten genutzt werden können, oder von der Doppel-Direktion Robert Cantarella und Frédéric Fisbach (beide kommen aus dem Theaterbereich) programmiert werden. Atelierbesuche und Ausstellung der entstehenden Arbeiten sind fixer Bestandteil des Residenz-Programms. Einmal im Jahr soll im Rahmen des Festivals „Traversées“ eine Gesamtschau plus ergänzende Arbeiten zu sehen sein. Die Architektur, die alles auf einer Ebene zusammenführt, die Ateliers und Veranstaltungssäle entlang der Passage filiert, begünstigt in jedem Fall schon mal den gewünschten ungezwungenen Austausch zwischen Kunst und Mensch, zwischen Künstlern und Amateuren. Falls französische Reglements nicht gleich wieder alles im Keim ersticken, kann das 104 tatsächlich ein Ort mit vielen Möglichkeiten für viele, unterschiedliche Interessen werden. www.104.fr 104, Rue d’Aubervilliers/ 5, Rue Curial, 75019 Paris
Mehr Texte von Ana Berlin

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