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Rivane Neuenschwander: Suspension Point: Referenzstrukturen des Punktes

Der Ausstellungstitel ‚Suspension Point‘ bezeichnet ein Satzzeichen, einen der drei Auslassungspunkte, die auf eine unvollständige Aufzählung, eine Leerstelle in einem Text verweisen. Dieses typografische Zeichen, das auch eine kontextualisierte Verknappung von Bezugspunkten markiert, bildet die formale wie auch narrative Achse der Ausstellung. Die Installation verkörpert den von Rivane Neuenschwander geprägten Begriff des ‚Ethereal Materialism‘, indem die Künstlerin minimalistische Elemente wie Wasser, Holz, Licht, Kreise verschränkt und ihr feines Gespür für die Flüchtigkeit der organischen Komponenten demonstriert. Die Spezifika des 6 m hohen viktorianischen Ausstellungsraumes bilden den Ausgangspunkt für Neuenschwander’s Installation und bedingen die Neuaufteilung des Raumes und somit die Displayoptionen für weitere Arbeiten. Der raumteilende Fries bestimmt die Holzkonstruktion und die horizontalen Teilung des Raumes. Von der unteren, durch die Installation verdunkelten Ausstellungsebene führt nun eine Treppe zu einer zweiten lichtdurchfluteten Ebene. Dort trifft der Besucher auf Suspension point, 2008, die unendliche Reihe von Bohrlöchern, eine Spiegelung des nunmehr verbauten Frieses. Die einzelnen Punkte dieser Linie verweisen, wie auch die typografischen Bezugspunkte, auf ein Geflecht von Vorhandenem. Durch Bohrungen angefallener Holzstaub wird zur Skulptur und kartographisiert die Hügellandschaft um die South London Gallery. Die Installationen verschränken gegensätzliche Bezugssysteme: außen/innen, Tag/Nacht, manuell/maschinell. In ein Bassin fallende Wassertropfen initiieren die atmosphärische Soundinstallation It’s raining out there, 2008, komponiert aus dem ephemeren Klängen der aufprallenden Tropfen. Die Soundinstallation umklammert beide Ausstellungsebenen und somit auch den Dualismus von hell und dunkel bzw. Tag und Nacht. In dieses Bezugssystem fügt sich die Filmprojektion eines ausgefransten, flimmernden Kreises, Arabian moons, 2008 ein. Der Loop, 1001 manuell perforierten Löcher auf 16 mm Film, initiiert ein weiteres Referenzsystem, den unendlichen Kreislauf von Suspension point und die manuell hergestellten, leicht unebenmäßige Serie der Bohrlöcher. Die ortsspezifische Herangehens- und die multimediale Arbeitsweise der Künstlerin generieren und verschränken Bezugssysteme des Ortes: ausgehend von der unmittelbaren Örtlichkeit des Ausstellungsraumes über Kartographie und Spezifika des Umlandes eröffnen sich neue Räume für die Ambivalenz des Universellen und Ephemeren. Neuenschwanders Arbeiten transformieren den Ort, nach Michel De Certeau eine momentane Konstellation von festen Punkten mit dem integralen Hinweis auf eine mögliche Stabilität, in den Raum, gefüllt mit der Entfaltung eines Geflechtes von flexiblen und temporalen Komponenten. Ihre Arbeit will nicht Räume konstruieren sondern vielmehr vorhandene Bezugspunkte aktivieren, transformieren und ihr ephemeres Element offenlegen.
Mehr Texte von Margit Neuhold

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Rivane Neuenschwander: Suspension Point
03.10 - 30.11.2008

South London Gallery
SE5 8UH London, 65 Peckham Road
Tel: +44 (0)20 7703 6120
Email: mail@southlondongallery.org
http://www.southlondongallery.org
Öffnungszeiten: Di-So 12-18h


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