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Auktionswesen in Spanien: ein treuer Kunde ist der Staat

Die Bank von Spanien hatte in den letzten Jahren bestätigt, dass Antiquitäten, Schmuck und schöne Bilder nach Immobilien und Wertanlagen bei investitionsfreudigen Spaniern an dritter Stelle stehen. Ein Teil dieser Transaktionen finden auf den Auktionen statt. Zwar zeigte die jüngste Versteigerung spanischer Kunst von Christie’s Anfang Oktober in Madrid, dass die Krise auch Spanien beutelt, doch die Häuser meinen, sie seien gut gerüstet. Generell ist die Fluktuation groß – Sotheby’s, Finarte und Arte schlossen in Madrid – dafür öffnen aber immer wieder neue Firmen oder expandieren ihre Filialen, etwa in Barcelona, Bilbao oder Sevilla. Obwohl das eine oder andere Los der Jahres-Top Ten dort zugeschlagen wird, wickelt sich das Gros der Verkäufe in Madrid ab. In der Regel sind die spanischen Auktionshäuser sehr verschwiegen. Fragen nach der Provenienz oder den Käufern bleiben mit dem Verweis auf den Schutz der Anonymität unbeantwortet. Nur wenn der Staat, vertreten durch das Kulturministerium, kauft, wird das ekant gegeben. Der spanische Staat besitzt ein Vorkaufsrecht, das es ihm erlaubt, auf der Auktion einem vermeintlichen neuen Besitzer das Werk aus den Händen zu nehmen, um es in ein Museum oder eine staatliche Institution zu hängen. Der Staat zahlt den selben Preis, hat dafür aber zwei Geschäftsjahre Zeit, weshalb weder die Häuser noch die Einreicher es gerne sehen, wenn der Vertreter des Kulturministeriums die Hand hebt und sich das Werk im Namen des Allgemeinwohls sichert. Nachdem in den fast 40 Jahren Franco-Diktatur der Staat sich wenig um die Kunst gekümmert hat, wird auf diese Weise versucht, Lücken in den Sammlungen zu füllen und ein Abwandern von Werken ins Ausland zu verhindern. Dank dieses Vorkaufsrechtes sind allein in den letzten Jahren und nur auf Madrid bezogen ein rares Stilleben mit Zitronen von Juan de Zurbarán (5,1 Millionen Euro) in das Museum der Königlichen Akademie und Antonio López’ Relief „Mujer durmiendo“ (600 000 Euro) ins Reina Sofía-Museum gelangt, hat das Joaquín Sorolla-Museum sich die große Leinwand „Pillo de playa“ (600 000 Euro) einverleibt und sind im Prado zwei kleine Werke Francisco de Goyas, „Sagrada Familia“ und „Tobias“ (je 1,75 Millionen Euro) zu bewundern. Für bescheidene 156 000 Euro sicherte der Staat dem Prado auch das Porträt Johann Friedrich des Großmütigen von Lucas Cranach d. Älteren. An den Preisen zeigt sich, dass im Vergleich zu London oder New York in Spanien eine kleine Liga gespielt wird. Kapitale Bilder beispielsweise Joaquín Sorollas oder Julio Romero de Torres’ haben im Ausland immer mehr eingespielt als in Spanien selbst. Aber auch über die Exporterlaubnis entscheidet der Staat: der Wunsch, ein Kunstwerk, das älter als hundert Jahre ist und zum spanischen Kulturerbe zählt, zu veräußern, muss dem Kulturministerium gemeldet werden, das dann entscheidet, ob es selbst von seinem Vorkaufsrecht Gebrauch macht oder – der Etat für Ankäufe ist nicht gerade üppig – zumindest die Ausfuhr aus Spanien verhindert. Gerne werden auch Firmen gewonnen, die ihre Steuern in Form von Ankäufen historisch wichtiger Kunstwerke abzahlen; so gelangten etwa ein kolossales Bild Picassos, „Frau mit Mütze und Pelzkragen“ von 1937, (5 Millionen Euro) in das Katalanische Kunstmuseum (MNAC) in Barcelona und eine der wenigen kompletten Apostel-Serien El Grecos in das Museum der Schönen Künste von Oviedo (18 Millionen Euro), der Hauptstadt der nordspanischen Region Asturien.
Mehr Texte von Clementine Kügler

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