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Von der Unbestimmtheit: Blackbox statt White Cube

Erstmal steht man im Dunklen. In die sonst lichtdurchflutete, ehemalige Industriehalle der Baumwollspinnerei dringt kein Sonnenstrahl. Nur einige Kunstwerke sind sanft beleuchtet. Gleichsam wie sich die Augen an die Finsternis gewöhnen müssen, dauert es, bis man die Idee der Ausstellung erschließt. Thema ist das Unbestimmte, das durch ungeordnete Zustände entsteht, etwas das nicht mit Gesetzen beschreibbar ist, sich der Kausalität entzieht, aber fester Bestandteil unseres Universums ist. Mit der Präsentation der Ausstellung im Abgedunkelten wird das Unbestimmte körperlich erfahrbar. Nina Katchadourians stellte in ihrer Audioinstallation „Indecision on the Moon“ (2001) eine undefinierbare Mischung von Funkgeräuschen, Sprechfetzen und Störungen aus Tonaufnahmen des Mondspaziergangs zusammen. Lauscht man im Stockfinsteren den Geräuschen, löst das Undefinierbare Unbehagen bis hin zu Angst aus. Für KünstlerInnen sei Unbestimmtheit Vorraussetzung und Gegenstand des Schaffens. Bei den konzeptionellen Arbeiten der Ausstellung wie bei Julius Popp („marcro.flow“, 2008) oder Elysa Lozano („A Virtually Unlimited Set of Two Possibilities“, 2008) bleibt das Thema zu abstrakt und als intellektuelles Konstrukt schwer zugänglich. Viel spannender sind jene Kunstwerke, in denen sich die Unbestimmtheit in Irritierendem, Poetischem und Undeutlichem bemerkbar macht, wie in der extrem auflösungsreduzierten LCD-Projektion „Low Resolution Cinema“ von Julien Maire (2005) oder der Audioinstallation „emotionalen Wettervorhersage 2005“ von Benjamin Bergmann (2008) mit einem sich in der Halle ausbreitenden, durchdringenden Basston. Besonders faszinierend sind die lyrisch dramatischen Fotografien von Luisa Mota aus der Serie „Julie“ (2007). Die Handlung ist nicht bestimmbar: Menschen in seltsamen Posen ausgerüstet mit Requisiten wie Plastikfolie, Schwertern und Bilderrahmen hinter einer Struktur aus mit Draht verbundenen Ästen. Der Betrachter ist orientierungslos. Er weiß nicht was oben ist und was unten. Eine seltsame, eingefrorene Schwerelosigkeit stellt sich ein. Die Ausstellung führt ganz unterschiedliche und immer interessante Arbeiten zusammen. Das Oberthema bleibt leider ein zu offenes Gefüge, lädt aber zu spannenden Reflektionen und Selbstversuchen ein.
Mehr Texte von Sandra Beate Reimann

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Von der Unbestimmtheit
02.05 - 28.09.2008

Halle 14
04179 Leipzig, Spinnereistrasse 7
Tel: +49 341 492 42 02, Fax: +49 341 492 47 29
Email: office@halle14.org
http://www.halle14.org
Öffnungszeiten: Di-So, 11-18 h


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